16. Januar 2014
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Sind Europas Aktien 2014 im Rallye-Modus?

In den vergangenen Monaten haben global agierende Investoren um Europa einen großen Bogen gemacht. Institutionelle Anleger, vor allem aus den USA, hatten aus Angst vor einem Zusammenbruch der Euro-Zone ihr Engagement stark zurückgefahren.

Mittlerweile hat es eine Neubewertung der Risiken und der europäischen Aktienmärkte gegeben.

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Burkhard Wagner  

Motor der europäischen Entwicklung ist einmal mehr Deutschland. Zwar werden die Unternehmen für ihre Exportüberschüsse heftig kritisiert; die Ausfuhren summierten sich allein im Oktober auf 99,1 Milliarden Euro. Doch damit stabilisieren sie unseres Erachtens Kerneuropa. Daran wird sich 2014 nichts ändern.

In der Krise steckt dagegen Frankreich. Das Land ist wirtschaftlich und politisch angeschlagen. Die Arbeitslosigkeit ist auf Rekordniveau gestiegen, die Wirtschaft stagniert, dringende Reformen bleiben aus. Wir rechnen damit, dass sich das auch 2014 nicht wesentlich ändern wird. Frankreich bleibt ein Unsicherheitsfaktor.

Italien dürfte sich deutlich dynamischer entwickeln. In diesem Jahr wird die Wirtschaft in der drittgrößten Volkswirtschaft Europas noch schrumpfen, doch für die nächsten beiden Jahre erwartet die EU-Kommission positive Wachstumsraten.

Wir glauben, dass die Rezession in Europa vorbei ist. Unternehmen und Verbraucher blicken optimistischer in die Zukunft; Analysten erwarten im kommenden Jahr Wachstum in ganz Europa – wenn auch teilweise mit nur geringen Wachstumsraten. Vor allem angelsächsische Investoren sind zurückgekehrt und bevorzugen in den letzten Monaten europäische Aktien. Allerdings sind nach Schätzungen erst etwa zehn Prozent der Mittelabflüsse der letzten drei Jahre wieder zurückgekehrt. Damit sollten die Aktienmärkte trotz der teilweise erheblichen Kursgewinne auch 2014 noch genügend Potenzial haben. Wir erwarten den EuroStoxx50 bis Ende 2014 bei etwa 3.350 Punkten.

Nachdem sich der Euro in den vergangenen Monaten verteuert hat, können mittlerweile ausländische Investoren Kurs- und Währungsgewinne verbuchen. Das könnte im ersten Halbjahr zu Gewinnmitnahmen und Korrekturen führen. Vor allem erwarten wir, dass der US-Dollar gegenüber dem Euro wieder Aufwertungspotenzial signalisiert. Das Wechselkursverhältnis könnte unserer Ansicht nach auf 1,25 US-Dollar je Euro hinauslaufen. Zu erwartende Rücksetzer an den Aktienbörsen sollten Anleger unserer Meinung nach nutzen, um Bestände in ausgesuchten europäischen Aktien auf- und auszubauen.

Die fundamentale Bewertung der Aktienmärkte liegt immer noch knapp unter dem langjährigen Durchschnitt. Das rechtfertigt unserer Meinung nach Käufe – sei es in Form von ETFs, Fonds, Zertifikate oder Direktanlagen.

Für eine weitere positive Entwicklung sind jedoch anhaltend positive konjunkturelle Impulse wichtig. Das dürfte insbesondere in Deutschland der Fall sein. Die Unternehmensgewinne und die gesamte Wirtschaft werden im kommenden Jahr erneut schneller wachsen als im Rest der Euro-Zone. Allerdings wird dieses ehrgeizige Ziel mit einem leichteren Euro gegenüber allen anderen Währungen (vor allem US-Dollar und Emerging Markets) einfacher zu erreichen sein. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2013 spürten viele europäische Unternehmen die Nachteile eines zu starken Euro.

Wir rechnen damit, dass zyklische Branchen zukünftig deutlich mehr profitieren werden. Defensive Branchen dürften dagegen eher über unterdurchschnittliches Potenzial verfügen, da diese Unternehmen in der Regel schon ambitioniert bewertet erscheinen. Mit den Unternehmensgewinnen werden auch die Dividenden weiter steigen. Durchschnittliche Dividendenrenditen sind also trotz der Kursanstiege immer noch attraktiv und bieten meist höhere Renditen als die jeweiligen Staatsanleihen.