19. Juni 2019
Wir fragen bei Dag Rodewald, Leiter der ETF-Sparte von UBS in Deutschland und Österreich, wie sich vorsichtige Anbieter jetzt am besten absichern.

S&P 500 ESG strebt Abbildung von 75% der Marktkapitalisierung des Mutterindexes an

Vor kurzer Zeit legte der Schweizer ETF-Emittent UBS in Kooperation mit Standard & Poors einen ETF auf den S&P 500 ESG auf. Zu den Details und Hintergründen sprach extraETF.com mit Dag Rodewald, Leiter der ETF-Sparte bei UBS in Deutschland und Österreich.

UBS legte jetzt den ersten Nachhaltigkeits-ETF auf den S&P 500 auf. Wie kam es zur Kooperation mit Standard & Poor’s?

Der S&P 500 ist der wahrscheinlich wichtigste Aktienindex der Welt. Entsprechend groß ist die Nachfrage von Investoren nach Möglichkeiten, den Index in ihren Portfolios abzubilden. Und dennoch gab es bisher keine Möglichkeit, nachhaltig und verantwortlich in den S&P 500 zu investieren. Diese Lücke wollten wir schließen. Wir sind sehr stolz, dass uns dies gelungen ist, und wir Investoren mit dem UBS ETF S&P 500 ESG nun diese Möglichkeit bieten können.

Wie erfolgt  die Auswahl beim S&P 500 ESG?

Der ETF ermöglicht es Investoren, an der Entwicklung des S&P 500 teilzuhaben, unter gleichzeitiger Berücksichtigung nachhaltiger Faktoren. Unternehmen, die in den Bereichen Umwelt, Soziales und der Unternehmensführung, also Environmental, Social und Governance oder kurz ESG, schlechte Bewertungen aufweisen, werden dabei ebenso ausgeschlossen wie Unternehmen aus der Tabakindustrie und Produzenten umstrittener Waffentechniken. Der S&P 500 ESG Index strebt die Abbildung von 75 Prozent der Marktkapitalisierung des Mutterindexes an. Dazu wird in jedem Sektor das in Bezug auf die ESG-Kriterien schwächste Quartil der Unternehmen ausgeschlossen.

Was unterscheidet diesen ETF vom bereits existierenden ETF MSCI USA Socially Responsible-ETF der UBS?

Zuallererst liegen die Unterschiede natürlich beim jeweiligen Mutterindex. Die Aktienindizes von MSCI sind wohl die wichtigste Benchmark-Familie für Investoren, die ein konsistentes globales Aktienportfolio nach einheitlichen Kriterien aufbauen wollen. Das zeigt sich auch in der Angebotspalette von UBS ETFs – schließlich bieten wir Anlegern die Möglichkeit, mit ETFs auf MSCI Socially Responsible Indizes in alle global relevanten Regionen mit der identischen SRI-Methodologie zu investieren. Darüber hinaus unterscheiden sich – bei aller grundlegenden Ähnlichkeit – auch die Selektionsverfahren, die bei den Indizes angewandt werden. MSCI setzt auf einen dreistufigen Prozess und strebt für die Socially Responsible Indizes an, das oberste Viertel der besten Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeitskriterien auszuwählen. Zugleich greifen verschiedene Ausschlüsse.

Mancher Anleger ist bei der Auswahl sicherlich verwirrt. So ist bei manchen Produkten von ESG-, bei anderen von SRI-Kriterien die Rede. Gibt es hierbei einen Unterschied und wenn ja, was unterscheidet sie?

In der Praxis werden beide Abkürzungen häufig synonym verwendet. Grundsätzlich sind ESG, also das schon genannte „Environmental, Social, Governance“, und SRI, also „Socially Responsible Investing“, aber nicht deckungsgleich. Klassischerweise wird SRI stärker mit Ausschlusskriterien assoziiert als ESG. Sehr gut ablesen lassen sich die Unterschiede an den verschiedenen Indexfamilien, die MSCI anbietet: Die Regeln für die ESG-Familie sind in Bezug auf die Nachhaltigkeitskriterien weniger streng als bei der Socially-Responsible-Familie.

Durch die Selektion verringert sich auch die Anzahl der Aktien und damit die Streuung. Inwieweit verändert sich dadurch die Sektorenzusammensetzung und das Konzentrationsrisiko? Und führt es auch zu einer Veränderung des Risiko-Rendite-Profils?

Der S&P 500 ESG Index strebt explizit Sektorneutralität gegenüber dem S&P 500 an – unter Berücksichtigung der vorhin genannten Ausschlüsse. Das Risiko-Rendite-Profil soll sich gerade nicht ändern. Der annualisierte Tracking-Error gegenüber dem Mutterindex lag in der Vergangenheit jeweils deutlich unter 100 Basispunkten. Aber auch bei den MSCI Socially Responsible Indizes zeigen langjährige Performanceanalysen, dass Investoren keine Angst vor einem grundlegend anderen Risikoprofil haben müssen. Im Gegenteil: Nachhaltige Indizes haben sich in der Vergangenheit fast immer sehr ähnlich wie ihre Mutterindizes verhalten – und sich in vielen Regionen der Welt sogar besser entwickelt als diese.

Nachhaltigkeit steht bei UBS im Mittelpunkt. Wie entwickelt sich die Nachfrage bei Privatanlegern und was ist dabei das nachgefragteste UBS Produkt in diesem Bereich?

Wir erleben seit Jahren eine steigende Nachfrage nach nachhaltigen ETFs – und zwar von Anlegern aus allen Bereichen. Die Vorreiter waren sicher institutionelle Investoren, insbesondere Institutionen wie Kirchen oder Stiftungen, deren gesamtes Handeln naturgemäß stärker auf nicht-finanzielle Werte ausgerichtet ist als das anderer Akteure. Doch inzwischen ist die nachhaltige Geldanlage ebenso wie das Investieren mit ETFs insgesamt in der Mitte der Gesellschaft angekommen – und damit auch bei Privatanlegern. Wenn wir uns die Zuflüsse näher anschauen, dann fällt auf, dass aktuell nicht das eine Produkt dominiert. Wir bieten zum Beispiel mit den UBS ETFs auf die MSCI Socially Responsible Familie auf der Aktien- und Anleihenseite Bausteine an, die häufig gemeinsam bei der Konstruktion nachhaltiger Portfolien verwendet werden. Allgemein stellen wir aber bei Privatanlegern ein großes Interesse an breit diversifizierten Anlagelösungen fest. Auf der Aktienseite sind dies vor allem der UBS MSCI World SRI ETF und der UBS MSCI Emerging Markets SRI ETF. Die Kombination dieser ETFs ermöglicht ein gleichzeitiges Investment in Aktien aus Industrie- und Schwellenländern, die dabei die strengsten Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllen.

Die Auswahl an Nachhaltigkeits-ETFs ist mittlerweile sehr groß, umso schwerer ist die richtige Wahl des Produktes. Worauf sollten Anleger in diesem Bereich achten?

Sie sollten zunächst darauf achten, welches Produkt zu ihnen und ihrer Situation passt – welche finanziellen Ziele sie haben, aber auch, welche Werte ihnen darüber hinaus wichtig sind. Bei professionellen Investoren ergeben sich die Antworten auf diese Fragen meist durch Regularien und Richtlinien, für Privatanleger handelt es sich um persönliche Entscheidungen. Sie sollten daher schauen, welche Werte ihnen wichtig sind – immerhin gibt es inzwischen mit dem UBS Global Gender Equality UCITS ETF beispielsweise auch die Möglichkeit, gezielt auf die Entwicklung von Unternehmen mit einer besonders guten Bilanz in puncto Gleichstellung der Geschlechter zu setzen. Und natürlich sollten sie bei all dem auch darauf achten, ein in Bezug auf ihre finanziellen Ziele sinnvolles Portfolio zusammenzustellen. Für viele Privatanleger kann das auch einfach heißen, dass sie einen ETF auf den MSCI ACWI Socially Responsible Index kaufen sollten, der die Aktienmärkte der gesamten Welt inklusive der Schwellenländer in einem nachhaltigen Produkt abbildet.

Weitere Infos zum Thema Nachhaltigkeits-ETF allgemein und welche Produkte aktuell am Markt sind, das  erfahren Sie in unserem speziellen Anlageleitfaden.