23. Oktober 2023
MSCI World und Co: Selbst breite Indizes bergen Risiken

MSCI World und Co: Selbst breite Indizes bergen Risiken

Der Weltaktien-Index MSCI World ist immer eine gute Basis für Einsteiger. Doch auch bei derart breit aufgestellten Investments darf man sich nicht zu sicher fühlen.

Für mehr Ausgewogenheit in der Verteilung der Regionen, Branchen, Währungen und Bewertungen sollte man ein Investment in den MSCI World regelmäßig nachjustieren. Der Weltaktien-Index MSCI World ist seit 2010 sehr gut gelaufen. Grundsätzlich ist so ein Index immer eine gute Basis für Einsteiger. Doch auch bei derart breit aufgestellten Investments darf man sich nicht zu sicher fühlen. Der MSCI World wird dominiert von US-amerikanischen Aktien, vor allem von Tech-Riesen wie Amazon, Microsoft oder Tesla. Anleger aus dem Euro-Raum haben damit sowohl ein regionales und ein Währungsrisiko.

MSCI World unter der Lupe

Das ist nicht zu unterschätzen. Wer Anfang 1999 in den Weltaktienindex investierte, war auf Euro-Basis erst nach gut 13 Jahren wieder im Gewinn. 2000 platzte die Internetblase, dann schwächelte der Dollar. In den Nuller-Jahren des neuen Jahrtausends büßte die US-Währung bis zu 40 Prozent an Wert gegenüber dem Euro ein. Gern vergisst man, dass in dieser Dekade europäische Aktien, Rohstoff- und Schwellenländeraktien besser gelaufen sind als amerikanische Titel. Doch sie sind niedrig im MSCI World gewichtet und konnten daher die Währungsverluste nicht kompensieren.

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Es gibt viele Zeiträume, in denen die hoch gewichteten US-Aktien nicht gut aussahen. Von Anfang 1970 bis 1990 lag der US-Aktienmarkt in der Tendenz wesentlich hinter dem Rest der Welt. Anfang der 1970er-Jahre wurden die seinerzeit beliebtesten Wachstumsaktien wie Polaroid, Texas Instruments, Coca-Cola, IBM, McDonald´s und Co durchschnittlich mit dem 50-fachen Gewinn bewertet. Danach wurden japanische Aktien im Weltindex bis 1990 immer stärker gewichtet. Bis sie fast 40 Prozent des Index-Wertes ausmachten. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 100 war hier das höchste Ländergewicht viel zu teuer.

In den 1990er-Jahren liefen US-Aktien der globalen Konkurrenz wieder den Rang ab, um dann zwischen 2000 und 2009 wieder schlechter zu performen. Besonders die Zeit um das Jahr 2010 besitzt eine gewisse Dramaturgie. Wer damals als Euro-Anleger in den MSCI World investierte hat, sah im Rückblick ziemlich viele Abstürze. „Normale“ Aktien waren auf einmal nicht mehr „in“; Rohstoff- und Schwellenländeraktien gehörten zu den Gewinnern.

Regelmäßig nachjustieren

Für mehr Ausgewogenheit in der regionalen Verteilung, der Branchen, Währungen und Bewertungen sollte man ein Investment in den MSCI World regelmäßig nachjustieren. Die Gesamtheit der Unternehmen verdient auch in Krisen Geld. Doch wenn gerade hoch bewertete Unternehmen übergewichtet sind, erhöht dies Absturzrisiken und reduziert Renditechancen. In der Regel kommt jede Anlageklasse früher oder später zu ihrem langfristigen Bewertungsschnitt zurück.

Kleinere Unternehmen, Europa und Schwellenmärkte sind schlechter gelaufen und aktuell nur wenig oder nicht berücksichtigt, jedoch im historischen Vergleich relativ preiswert. Damit eignen sie sich als Fonds- oder Index-Anlage gut, um eventuelle Rückschläge von hochbewerteten Unternehmen im MSCI World abzufedern.

Über den Autor Gottfried Urban

Gottfried Urban ist Geschäftsführer der Urban & Kollegen GmbH Vermögensmanagement Altötting