24. Oktober 2023
Finanzmarkt: Der europäische ETF-Sektor ist mächtig im Aufwind

Dieser ETF ermöglicht die Investition in europäische Wachstumsunternehmen

Wenn von Wachstumsunternehmen die Rede ist, denken viele Anleger an amerikanische Tech-Werte. Doch auch in Europa winken Chancen.

Europa wird oft in die Value-Schublade mit Autoherstellern und Industriekonzernen gesteckt. Dabei gibt es einen ETF, mit dem Anleger gezielt in Unternehmen aus der Eurozone mit hoher Marktkapitalisierung und hohem Wachstumspotenzial investieren können. Bei dem ETF handelt es sich um den iShares Euro Total Market Growth Large UCITS ETF (WKN: A0HGV3) Die Unternehmen für das Portfolio werden anhand von sechs Kennzahlen ausgewählt. Aktuelles und prognostiziertes Kurs-Gewinn-Verhältnis, aktuelles Kurs-Buchwert-Verhältnis, Dividendenrendite sowie aktuelles und prognostiziertes Gewinnwachstum. Mit Ausnahme der Dividendenrendite gelten hohe Werte als typisch für den Growth-Stil, eine hohe Übereinstimmung führt zur Aufnahme in den zugrundeliegenden Index.

Ein ETF auf Wachstumsunternehmen

Der ETF enthält derzeit 45 Aktien. Geografischer Schwerpunkt ist Frankreich mit einer Gewichtung von 46 Prozent, gefolgt von den Niederlanden mit 22 Prozent und Deutschland mit 19 Prozent. Der IT-Sektor ist mit 26 Prozent am stärksten gewichtet, gefolgt von zyklischen Konsumgütern mit 25 Prozent und Industrie mit 20 Prozent. Bei den Einzelwerten sind ASML, LVMH und SAP mit einem Portfolioanteil von zusammen über 30 Prozent die größten Positionen. Auf die Top 10 entfällt ein hoher Anteil von 59 Prozent des Vermögens.

Wachstumsdelle bei einer von Europas Top-Firmen

Bei LVMH verlangsamte sich das organische Umsatzwachstum im dritten Quartal auf neun Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im ersten Halbjahr hatte es noch bei 17 Prozent gelegen. Mit Ausnahme von Selective Retailing waren alle Segmente von dieser Verlangsamung betroffen. Vor allem in Europa und Asien ging das Umsatzwachstum im Vergleich zum ersten Halbjahr zweistellig zurück. Zusätzlich wirkten sich die Wechselkurse mit minus vier Prozent negativ auf den Umsatz der ersten neun Monate aus.

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Während viele dieser Probleme eher kurzfristiger Natur sind, könnte LVMH mit der Marke Dior vor größeren Herausforderungen stehen. Die Marke hat ihren Umsatz in weniger als sieben Jahren verdreifacht. Das Management steht nun vor der Herausforderung, dass jährliche Wachstumsraten von 30 Prozent auf Dauer nicht zu halten sind, ohne die Marke zu verwässern. Auch deshalb rechnet das Unternehmen nach den drei Ausnahmejahren für 2024 wieder mit einem Wachstum, das sich dem historischen Durchschnitt im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich annähert.

Positiv zu vermerken ist, dass das Management in Person von CFO Jean-Jacques Guiony in der Telefonkonferenz nicht krampfhaft versucht, Makroentwicklungen zu prognostizieren. Stattdessen wird die langfristige Strategie betont, die Begehrlichkeit der Marken und Produkte zu steigern. Auch die Bewertung der LVMH-Aktie erscheint nach den jüngsten Kursverlusten wieder interessant. Für das Jahr 2024 liegt das Verhältnis von Enterprise Value zu Free Cash * Flow bei 20,1. Eine durchaus interessante Bewertung für ein kapitaleffizientes und profitables Unternehmen.

Ungewöhnlicher Ansatz, starke Firmen und durchwachsene Performance

Der Ansatz des iShares Euro Total Market Growth Large UCITS ETF ist ungewöhnlich. Normalerweise sind die Methoden hinter Indizes darauf ausgelegt, tendenziell eher günstig bewertete Aktien bei sonst positiven Eigenschaften auszuwählen. Hier werden jedoch gezielt hoch bewertete Unternehmen selektiert. Das Ergebnis dieser Kriterien sind durchaus Unternehmen mit hoher Qualität und starken Geschäftsmodellen wie LVMH. Schade ist hier die Beschränkung auf die Eurozone, wodurch beispielsweise ein spannendes Unternehmen wie Novo Nordisk im Portfolio fehlt.

Tipp: Hier findest du eine Liste von ETFs auf europäische Wachstumsunternehmen.

Auch die Performance ist eher durchwachsen. Zwar gab es in den letzten zehn Jahren immer wieder Phasen mit einer deutlichen Outperformance gegenüber bekannteren Indizes wie dem EURO STOXX 50 oder dem STOXX Europe 600, unter dem Strich bleibt mit 97 Prozent Wertzuwachs aber nur ein kleines Plus gegenüber diesen Benchmarks bei deutlich höherer Volatilität. Auch der konzeptionell verwandte Deka STOXX Europe Strong Growth 20 UCITS ETF (WKN: ETFL03) mit einem Plus von 110 Prozent im gleichen Zeitraum muss sich vergleichsweise deutlich geschlagen geben.