18. August 2023
Sabine Schoon-Renné (Comdirect): "Das Vertrauen in Robo-Advisors ist gestiegen"

Sabine Schoon-Renné (Comdirect): "Das Vertrauen in Robo-Advisors ist gestiegen"

Wie steht es um Robo-Advisors? Sabine Schoon-Renné, Bereichsvorständin Comdirect * & Digital Banking bei der Commerzbank, gibt Antworten.

Frau Schoon-Renné, jüngst haben Sie Ihre Robo-Advisors-Studie präsentiert. Was sind die interessantesten Aussagen daraus? 

Besonders freut uns, dass das Vertrauen in Robo-Advisors gestiegen ist: Fast die Hälfte der Nutzer bewerten die digitale Vermögensverwaltung positiver als im Vorjahr. Außerdem ist der Anteil des Geldanlagevermögens, das Robo-Nutzer in einem Robo-Advisor halten, von 23 auf 30 Prozent gestiegen. Ein beachtliches Ergebnisse insbesondere angesichts der volatilen Börsenbewegungen und Krisenthemen im Jahr 2022. Ein weiteres spannendes Ergebnis ist, dass Frauen und Menschen unter 50 Jahren mehr auf Robo-Advisors setzen. Der Anteil ihres Vermögens, das durch Robo-Advisors verwaltet wird, ist deutlich gestiegen. Interessant sind auch die Daten derjenigen, die kein Interesse an der Geldanlage zeigen: Unsere Studienergebnisse zeigen, dass diese Gruppe den größten Vermögensverlust erlitten hat.

Sabine Schoon-Renné, Bereichsvorständin Comdirect & Digital Banking bei der Commerzbank
Sabine Schoon-Renné, Bereichsvorständin Comdirect & Digital Banking bei der Commerzbank

Das unterstreicht die Bedeutung von Angeboten wie Robo-Advisors, die eine unkomplizierte, kosteneffiziente und bequeme Möglichkeit zum Vermögensaufbau bieten. Die Studienergebnisse zeigen grundsätzlich viel Stabilität im Vergleich zur Vorjahresstudie. So liegt die Bekanntheit von Robo-Advisors stabil bei über 60 Prozent. Auch rund 60 Prozent aller Befragten (Robo-Nutzer sowie Nicht-Nutzer) können sich vorstellen, Geld bei einem Robo-Advisor anzulegen. Bei den unter 50-Jährigen sind es sogar mehr als zwei Drittel. Das sind tolle Nachrichten für die Branche! Die Erwartungen an Robo-Advisors sind unverändert: Geringe Kosten und Einfachheit bei der Nutzung stehen im Fokus, gefolgt von Rendite, Transparenz und Flexibilität. 

Für welchen Anlegertypen bieten sich digitale Vermögensverwalter an?

Digitale Vermögensverwaltungen wie Cominvest * bieten sich insbesondere für Anleger mit einer Affinität zur digitalen (online) Geldanlage aus. Für die meisten Robo-Nutzer spielt auch der Autonomie-Gedanke eine große Rolle: Ohne Filialbesuch möchten die Anleger Geld „anlegen lassen“ und dabei Flexibilität über z.B. Höhe der Anlage haben. Auch der Wunsch der Robo-Anleger nach Unabhängigkeit von Berater und Fondsgesellschaften wie auch objektive, neutrale Anlageentscheidungen spiegeln sich im Autonomie-Anspruch wider. Wertpapier-Einsteiger mit nur geringen Vorkenntnisse genießen das „Machen lassen“; erfahrende Anleger und Trader nutzen den Robo als Beimischung zu ihren eigenen Anlageaktivitäten. Robo-Advisors stoßen zunehmend bei jüngeren und weiblichen Anleger auf Akzeptanz.

Tipp: Hier findest du unseren großen Vergleich der Angebote aller wichtigen Robo-Advisors in Deutschland.

Neben den Robos waren auch Neobroker ein Trend in Sachen digitaler Geldanlage. Steht deren Geschäftsmodell nun Aufgrund des Verbots bezüglich des Prinzips der Rückvergütung auf dem Spiel? Vielleicht können Sie zunächst kurz erklären, was ist mit diesem sogenannten „Payment For Order Flow“ (PFOF) auf sich hat.

Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zum Geschäftsmodell von Neobrokern nicht äußern. 

Tipp: Hier erfährst du, was es mit Payment For Order Flow auf sich hat.

Der Charme vieler Neobroker bestand und besteht wohl zumindest bis 2026 darin, eine breite Palette kostenloser ETF-Sparpläne vorzuhalten. Auch Direktbanken bieten eine große Zahl kostenloser ETF-Sparpläne. Sind solche Modelle angesichts des PFOF-Verbots auch in Gefahr? Oder anderes gefragt: Müssen auch Direktbanken-Kunden dadurch mit Nachteilen rechnen?

Grundsätzlich begrüßen wir die mögliche Verbesserung der Transparenz und des Datenzugangs im Zusammenhang mit den Vorschlägen der MiFID/R. Die auf Payment For Order Flow basierenden Geschäftsmodelle bieten Verbrauchern einfache und kostengünstige Möglichkeiten, am Kapitalmarkt aktiv zu werden. Sie haben zu einer verstärkten Präsenz am Kapitalmarkt geführt, insbesondere in jungen Altersgruppen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussagen über betroffene Produkte oder Aktionsformate treffen können.