17. August 2022
Das solltest du bei einem Investment in Silber unbedingt beachten

Das solltest du bei einem Investment in Silber unbedingt beachten

Der Silbermarkt unterscheidet sich in einigen wichtigen Punkten vom Goldmarkt. Wer in Silber investieren möchte, sollte diese stets im Hinterkopf behalten und vor allem zwei Dinge mitbringen: Mut und Geduld.

Zwischen einem Investment in Gold und Silber gibt es einige wichtige Unterschiede. Zum einen zeichnet sich der Silbermarkt durch eine geringere Liquidität als sein Gold-Pendant aus, was sich besonders gut an den Terminmärkten ablesen lässt. Sowohl bei den Futures-Umsätzen als auch bei der Anzahl offener Kontrakte wird das Weißmetall seinem Ruf als „kleiner Bruder von Gold“ auf jeden Fall gerecht. Ein Vergleich des weltgrößten Gold-ETFs (SPDR Gold Shares) mit dem weltgrößten Silber-ETF (iShares Silver Trust) kommt zum gelben Ergebnis.

Bei der goldenen Version fallen sowohl die Umsätze als auch die Marktkapitalisierung deutlich höher als beim Silber-ETF aus. Wichtig zu wissen: Je illiquider eine Anlageklasse wahrgenommen wird, desto höher fällt in der Regel deren Risikoaufschlag aus. Dies macht sich dann unter anderem in einer erhöhten Kursschwankungsintensität (Volatilität) bemerkbar.

Chancen und Risiken

Diese Kennzahl wird in der Finanzwelt gern als Gradmesser für das mit einem Investment verbundene Risiko interpretiert. Dabei wird jedoch häufig vergessen, dass eine hohe Volatilität auf der anderen Seite auch für eine entsprechend hohe Renditechance steht. Anleger sollten sich dieser Tatsache stets bewusst sein. Gegenwärtig übertrifft mit 34 Prozent die historische 200-Tage-Volatilität des Silberpreises den vergleichbaren Wert von Gold (18 Prozent) immerhin um den Faktor 1,9.

Um ein silbernes Klumpenrisiko zu vermeiden könnte man zum Beispiel innerhalb eines Edelmetallportfolios den „Stabilitätsanker Gold“ höher gewichten als das „wildere Silber“. Ein Verhältnis von 80 Prozent Gold zu 20 Prozent Silber dürfte diesem Umstand gerecht werden und als angenehmen Begleiteffekt zu einer besseren Diversifikation führen.

Problem beim physischen Silberhandel

Ein großes Problem beim Handel von silbernen Barren und Münzen stellt deren Mehrwertsteuerpflicht dar. Während Kapitalanlagegold mehrwertsteuerfrei gekauft werden kann, kommt es bei Silberbarren und -münzen zu einer steuerbedingten Verteuerung. Diese verschlechtert die potenzielle Gewinnchance, schließlich muss der „Steuernachteil“ erst einmal durch eine positive Performance des Silberpreises aufgeholt werden. Dies schlägt sich in extremen Geld/Brief-Spannen nieder, die meist bis in den hohen zweistelligen Prozentbereich reichen. Große Edelmetallhändler wie pro aurum oder Degussa bieten ihren Kunden die (steuerrechtlich völlig legale) Möglichkeit, über ein sogenanntes Zollfreilager Silber in Form von Münzen oder Barren mehrwertsteuerfrei zu handeln. Um diesen Renditevorteil wahrzunehmen, dürfen die dort erworbenen Silberprodukte allerdings nicht ausgeliefert werden. Apropos Steuer: Sollten die physischen Edelmetalle nach mehr als einem Jahr verkauft werden, dürften etwaige Kursgewinne – wie bei Gold – steuerfrei vereinnahmt werden.

Da zur Eröffnung eines Zollfreilagers jedoch relativ hohe Investitionssummen nötig sind, bietet sich für „weniger betuchte Privatanleger“ eher der Kauf von Silber-ETFs an. Diese sollten allerdings physisch besichert sein und auf keinen Fall die Performance des Silberpreises via Banken-Swaps nachbilden, schließlich spielt beim Kauf von Silber in der Regel das Schutzbedürfnis der Anleger eine relativ wichtige Rolle. Werden die Bestände an Silber nicht hinterlegt, kann man dieser Art von „Papiersilber“ ein nicht zu unterschätzendes Kontrahentenrisiko attestieren.

Tipp: Hier erfährst du alles über das Investieren in Silber.

Auf Silber-ETPs setzen

In der Datenbank von extraETF befinden sich insgesamt vier Exemplare mit physischer Replikation, deren jährliche Gebühren (TER) zwischen 0,39 und 0,49 Prozent p.a. schwanken. Diese vier Silber-ETPs sind übrigens sparplanfähig, wodurch sich das Timingrisiko erheblich reduzieren lässt. Wer Silber auf lange Sicht viel zutraut, kann via Sparplan systematisch Silbervermögen bilden. Aufgrund seiner Fondsgröße (aktuell: 1,58 Mrd. Euro) und seiner Historie (Fondsauflage: 24.04.2007) hinterlässt hier der WisdomTree Physical Silver (WKN: A0N6XJ) einen besonders guten Eindruck.

Über den Autor: Jörg Bernhard

Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.