14. August 2020

Warum sich politische Risiken für ETF-Anleger bezahlt machen

Höhere Renditen mit Aktien aus politisch unsicheren Ländern? ETF-Profi Gerd Kommer hat diese Frage untersucht. Sein Ergebnis ist erstaunlich. 

Ein Faktor, bei denen Anleger in der Regel eine spezielle Risikoprämie kassieren können, ist nach Ansicht des Erfolgsautors Gerd Kommer (Souverän investieren in Indexfonds und ETFs) das „politische Risiko“. Daraus erklärt er vor allem die erhöhte Renditechance in vielen Schwellenländern. Denn in diesen Staaten ist die Gefahr von Enteignung, diskriminierenden Gesetzen, Benachteiligung ausländischer Investoren, Kapitalverkehrs- und Devisenkontrollen, instabilen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen, Korruption oder sozialen Spannungen größer als in den meisten Industriestaaten. In Fachkreisen wird dies auch als Markt-, Regionen-  oder Länderrisiko bezeichnet.

Häufig handelt es sich dabei um sehr illiquide und volatile Märkte mit unzureichender Börsenregulierung. Inwieweit solche Risiken tatsächlich nur auf Schwellenländer zu begrenzen sind, muss jeder für sich selbst entscheiden. Es ist zumindest fraglich, ob Staaten wie China oder Südkorea wirtschaftlich tatsächlich riskanter sind als einige EU-Mitgliedsstaaten wie Griechenland oder Italien.

Tipp: Hier gelangen Sie zum ETF-Weltportfolio Variante 1 von ETF-Profi Gerd Kommer.

Faktor für Anleihen und Aktien zugleich

Wie im Finanzbereich allgemein üblich wird erhöhtes Risiko in der Regel auch mit höheren Renditen belohnt. Erhöhtes Risiko macht sich langfristig jedoch nicht nur am Aktienmarkt bezahlt, sondern auch bei den Renditen am Anleihemarkt aus. So bieten Anleihen von Staaten und Unternehmen mit schlechter Kreditwürdigkeit höhere Risikoprämien als solche mit sehr guter Bonität (Investment Grade-Anleihen).

Für Aktien aus politisch risikobehafteter Staaten (Emerging Markets) ermittelte Kommer für die Jahre zwischen 1995 und 2018 eine Überrendite in Höhe von 0,9 Prozent. Die höchste Outperformance erwirtschafteten diese Aktien zwischen den Jahren 1999 und 2008 mit einer Risikoprämie von 12,8 Prozent. Seit der Finanzkrise bis zum Jahr 2018 hingegen lieferten diese Länder eine leichte Underperformance von 0,3 Prozent. Wie alle Faktoren erwirtschaften sie nur in bestimmten Phasen eine Überrendite. 

ETF auf Schwellenländer mit erhöhtem Risiko 

Fondsvolumenstärkster Schwellenländer-ETF ist der iShares Core MSCI Emerging Markets IMI UCITS ETF (WKN: A111X9) mit einem Fondsvolumen von knapp 12,5 Milliarden Euro. Er umfasst 2653 Aktien  aus 26 Schwellenstaaten.  Überdurchschnittlich darin vertreten sind Aktien aus China, Taiwan, Südkorea und Indien. Bevorzugte Sektoren sind Finanzen, zyklische Konsumgüter und IT. Der ETF bildet den Index physisch optimiert ab. Erträge werden thesauriert. Die Gesamtkostenquote des ETF beträgt 0,18 Prozent. 

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Ein noch größeres politisches Risiko geht man bei sogenannten Grenzmärkten ein, die sich sozusagen an der Grenze zur wirtschaftlichen Entwicklung eines Schwellenstaates befinden. Auf solche Staaten setzt der Xtrackers S&P Select Frontier Swap ETF (WKN: DBX1A9). Im synthetisch abgebildeten befinden sich Aktien aus Ländern wie Vietnam, Argentinien und Kambodscha. Stark darin vertreten sind die Sektoren Finanzen, Nicht-Basiskonsumgüter sowie Roh- und Betriebsstoffe. Die Gesamtkostenquote des ETF beträgt 0,95 Prozent. 

Tipp: Sie möchten mehr über die einzelnen Faktoren wissen. Mehr dazu erfahren Sie auf unserer Seite „Investieren in Smart-Beta-ETFs“.