Während die Industriemetalle derzeit eine Konsolidierung durchlaufen, hat Silber eine große Zukunft vor sich. Dafür sorgen Verwerfungen an der Rohstoffbörse New York Commodities Exchange (Comex).
Silber ist einerseits das Gold des kleinen Mannes, der meist in Edelmetalle unterinvestiert ist. Andererseits ein Rohstoff mit einzigartigen Eigenschaften, der zu großen Teilen industriell verarbeitet wird und deshalb dem Kapitalmarkt erst gar nicht zur Verfügung steht.
Letzte 12 Monate enttäuschend
Vor diesem Hintergrund ist die Entwicklung des Silberpreises in den letzten zwölf Monaten enttäuschend. Der Preis notiert auf dem gleichen Niveau, während Industriemetalle zwischen 15 und 100 Prozent gestiegen sind. Als Begründung muss ein altes Gerücht herhalten. Demnach wird der Preis nicht am physischen Markt, sondern am Papiermarkt mit Futures und Co. gemacht. Besonders die amerikanischen Großbanken beherrschen diesen Markt. Sie haben fast 90 Prozent Marktanteil.
Nun hat der Rohstoffanalyst Michael Lynch von General Dynamics Information Technology eine Studie veröffentlicht, die die Vorgänge an der New Yorker Rohstoffbörse Comex durchleuchtet. Demnach hat die US-Bank JPMorgan (JPM) in den letzten Jahren über 100 Millionen Tonnen Silber eingesammelt. So konnte sie die Märkte liquide halten. Besonders bei Short-Spekulationen, denn da muss ein Teil der Short-Position physisch hinterlegt sein. Die Bank konnte also den Kurs unter bestimmte Basispreise zu den Fälligkeitsterminen halten oder drücken.
Möglicher Short-Squeeze bei Silber
Lynch beobachtet nun, dass sich das Verhalten der Marktteilnehmer in den letzten Monaten verändert hat. Die hohe Inflation habe dazu geführt, dass die Marktteilnehmer nicht mehr in Silber-Papiere angelegt haben, sondern sich das Edelmetall physisch ausliefern ließen. Dadurch habe JPM eine Menge Material verloren. Hinzu kam eine Fehlspekulation der Bank of America, bei der JPM helfend eingesprungen ist. Insgesamt habe JPM 60 Prozent seiner Silbervorräte verloren.
Sollte JPM durch das Anlegerverhalten gezwungen sein, Silber physisch weiter abzugeben, wird der Silbermarkt weniger liquide werden (besonders für short-Spekulationen). Bei weiter steigender Nachfrage nach dem physischen Material könnte dadurch ein Short- Squeeze ausgelöst werden. Wer nicht in Silber investiert ist, dürfte den Preisen nur hinterherschauen. Kursziele von 30 bis 50 US-Dollar sind dann keine Utopie mehr.
Solange die Geldentwertung weiter fortschreitet, bleiben Edelmetalle ein wichtiger Baustein der Vermögensaufteilung. Nach wie vor halte ich einen Anteil von 20 Prozent am liquiden Vermögen für richtig. Der hohe Gold/Silber-Index ist ein Argument, innerhalb der Edelmetalle in Silber zu diversifizieren. Kurzzeitige Kursrückgänge sind Kaufkurse. Auf Xetra gibt es dafür den ETC Silber (ISIN: DE000A2T0VS9). Reine Silberaktien sind dagegen dünn gesät. Marktführer ist Pan American Silver (ISIN: CA6979001089). Die Aktien werden in Deutschland gehandelt, die Umsätze sind allerdings gefährlich klein.
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