25. August 2022
Gold oder Bitcoin: Was eignet sich besser zur Portfolio-Diversifizierung?

Gold oder Bitcoin: Was eignet sich besser zur Portfolio-Diversifizierung?

Anlegerinnen und Anleger sind sich vor allem in Zeiten von Marktturbulenzen und wirtschaftlicher Abschwächung darüber bewusst, dass ein diversifiziertes Portfolio zur Risikoabsicherung wichtig ist. Warum neben Gold auch Bitcoin (BTC) für bestimmte Portfolios geeignet sein kann.

Seit Jahrhunderten schon gilt Gold als sicherer Hafen. Es ist Wertaufbewahrungsmittel, Portfolio-Diversifikator und Absicherung gegen Inflation, Marktvolatilität und geopolitische Risiken. Im Gegensatz zu anderen Rohstoffen wird der Goldpreis eher durch das makroökonomische Umfeld, die Wechselkurse und die Zinsdynamik bestimmt als durch die physische Nachfrage. 

Auch Bitcoin wird von einigen Anlegerinnen und Anlegern als Portfolio-Diversifikator in Betracht gezogen. Die digitale Währung ist ähnlich begrenzt wie Gold, bietet aber gleichzeitig alternative Merkmale wie eine digitale, native Infrastruktur, optimale Übertragbarkeit und Vermögenstransparenz in einer manipulationssicheren öffentlichen Blockchain.

Ähnlichkeiten und Unterschiede auf höchster Ebene

Absicherung gegen Inflation – Gold

Gold gilt als Inflationsschutz, da es in der Vergangenheit in Zeiten hoher Inflation, wie etwa Ende der 1970er bis in die 1980er Jahre, eine gute Performance erzielte und dabei andere Rohstoffe übertraf. Die Renditen von Gold sind positiv mit dem Verbraucherpreisindex in den USA korreliert und erzielen die besten Ergebnisse, wenn der Verbraucherpreisindex in den USA über dem Zielwert von 2 % liegt.

In Zeiten, in denen die Inflation über 2 % und unter 5 % lag, stieg der Goldpreis im Durchschnitt um 14 %, und in Jahren, in denen der US-Verbraucherpreisindex im Durchschnitt über 5 % lag, stieg der Jahrespreis von Gold im Durchschnitt um fast 63 %.

Entwicklung von Gold in Zeiten niedriger, moderater und hoher Inflation

Entwicklung von Gold in Zeiten niedriger, moderater und hoher Inflation
Quelle: Bloomberg LP

Gold kann aber auch in inflationären Zeiten unter Druck geraten, da die Beziehung zwischen Gold und Inflation von geldpolitischen Erwartungen beeinflusst wird. Wenn eine hohe Inflation zu restriktiven geldpolitischen Erwartungen führt, werden Zinserhöhungen Gold unter Druck setzen. Andererseits ist ein Stagflationsszenario mit hoher Inflation und Konjunkturabschwächung historisch gesehen konstruktiv für Gold, wie in den Jahren 1979-1980 zu sehen war, als die jährliche Inflation in den USA durchschnittlich fast 13 % betrug.

Goldentwicklung während der Stagflation

Quelle: Bloomberg LP

Inflationsabsicherung – Bitcoin

Bitcoin als neuartige Anlageklasse verfügt bislang über keine aussagekräftigen historischen Daten, um seine Eigenschaften als Inflationsabsicherung richtig bewerten zu können.

Bitcoin-Performance während der aktuellen Inflation

Quelle: Bloomberg LP & Blockchain.com

Außerdem ist das der erste Zyklus von Bitcoin in einem Umfeld steigender Zinsen und es bleibt abzuwarten, wie die Währung langfristig reagiert. Als nicht-staatliches Wertaufbewahrungsmittel und globales digitales Währungsnetzwerk erwarten wir jedoch, dass die begrenzte Verfügbarkeit sowie weitere regulatorische Klarheit als potenzieller Inflationsschutz dienen könnten. Das kann der Fall sein, wenn die Währung weiter reift, an Akzeptanz gewinnt und sich in die allgemeine Wirtschaft integriert.

Wertaufbewahrung – Gold 

In Jahren mit starken geopolitischen Spannungen gewinnt Gold in der Regel an Aufmerksamkeit, unter anderem weil es ein endliches Gut und somit wertvoll ist. Auch wenn Gold unvergänglich ist und somit fast das gesamte jemals geförderte Metall in der ein oder anderen Form noch vorhanden ist, ist seine Menge doch begrenzt.  Laut dem World Gold Council „würde der Würfel aus reinem Gold, würde man jede einzelne Unze dieses Goldes nebeneinanderlegen, pro Seite nur etwa 22 Meter messen.“

Oberirdische Goldbestände insgesamt (Ende 2021)

Quellen: Metals Focus, Refinitiv GFMS, US Geological Survey, World Gold Council

Wertaufbewahrung – Bitcoin

Bitcoin kann als digitales Wertaufbewahrungsmittel betrachtet werden. Die Kryptowährung ist ein endlicher Vermögenswert in einem Netzwerk aus Nutzern, die sich auf seinen Wert als eine Form von Geld einigen, welches nicht von einer einzelnen Einheit kontrolliert oder verändert werden kann. Laut Code wird es immer nur 21 Millionen Coins geben, und diese werden durch Regeln zur Blockbildung freigegeben.

Ein Block enthält eine begrenzte Anzahl von Transaktionen. Diese werden in Blöcken zusammengefasst und jeder Block wird etwa alle 10 Minuten erstellt, wobei jeder Block eine Bitcoin-Prämie enthält. Alle 210.000 Blöcke (ca. alle 4 Jahre) wird die Prämie halbiert, bis die Anzahl der im Umlauf befindlichen Bitcoins die festgelegte Zahl von 21 Millionen erreicht hat. Das wird vermutlich gegen 2140 der Fall sein.

Aktuell sind über 90 % des verfügbaren Angebots abgebaut worden, und die nächste Verringerung der Block-Prämie findet im Jahr 2024 statt, wodurch die Bitcoin-Prämie von derzeit 6,25 auf 3,125 sinkt.

Diese Knappheit verleiht dem Coin einen hohen Wert, und alle Netzwerkteilnehmer können die Begrenzung des Angebots auf der Blockchain überprüfen und bestätigen.

Zeitplan für die Bitcoin-Versorgung

Quelle: Bitcoinvisuals.com

Historische Korrelationen und Volatilität – Gold

Gold hat eine solide Erfolgsbilanz als stabile Währung, und die geringe Korrelation zu traditionellen Anlageklassen wie Anleihen und Aktien macht das Edelmetall zu einem der attraktivsten Risikostreuer für ein diversifiziertes Portfolio. Tatsächlich wies Gold in seiner langfristigen Geschichte fast keine Korrelation mit der Marktbenchmark auf: Die 40-Tage-Korrelation von Gold mit dem S&P 500 von 1971 bis heute beträgt im Durchschnitt -0,07, wobei sie von 1990 bis 2009 am negativsten war.

40-Tage-Korrelation von Gold mit dem S&P 500

Quelle: Bloomberg LP

Historische Korrelationen und Volatilität – Bitcoin

Historisch gesehen hat Bitcoin seit seiner Einführung eine geringe Korrelation mit traditionellen Vermögenswerten wie Aktien und Gold gezeigt. Die 3-Jahres- und 5-Jahres-Korrelation von Bitcoin mit dem S&P 500 liegt im Durchschnitt bei 0,27, was das Diversifizierungspotenzial unterstreicht.

Wöchentliche Korrelation von Bitcoin mit anderen führenden Vermögenswerten

 

S&P 500

Index

NASDAQ 100 Stock Index

MSCI

ACWI Index

Gold Spot

$/Oz

1 Year

0.43

0.41

0.48

0.16

3 Year

0.32

0.32

0.39

0.24

5 Year

0.21

0.21

0.27

0.18

Quelle: Bloomberg LP mit dem Bloomberg Galaxy Bitcoin Index, am 22.7.22

Wenn jedoch eine negative Stimmung die Marktaussichten trübt, nehmen die Korrelationen zu „risikofreudigen“ Vermögenswerten kurzfristig tendenziell zu. In letzter Zeit hat Bitcoin aufgrund der makroökonomischen Bedingungen, einschließlich der restriktiven Geldpolitik, der geopolitischen Unsicherheit, der hohen Inflation und der hohen Volatilität, eine zunehmende Korrelation gegenüber risikoreichen Vermögenswerten gezeigt.

Die Korrelation von Bitcoin mit dem S&P500 hat aufgrund der aktuellen Marktbedingungen zugenommen

Quelle: Bloomberg LP mit dem Bloomberg Galaxy Bitcoin Index, am 22.7.22

Aufgrund der Neuartigkeit des gesamten Blockchain-Bereichs befindet sich Bitcoin zwar noch im Anfangsstadium, aber es ist unwahrscheinlich, dass er dieselben niedrigen historischen Korrelationen aufweisen wird. Eine solche Entwicklung der potenziellen Korrelationen kann als normal angesehen werden, wenn Bitcoin aus seinem Silo heraustritt und stärker in das globale Finanzsystem integriert wird.

Gold vs. Bitcoin

Es lassen sich einige Unterschiede zwischen den beiden Anlageklassen feststellen. Zunächst unterscheiden sich die Volatilitätsprofile: Seit der Einführung von Bitcoin waren die Preise 4-5 Mal so volatil wie die von Gold.

Über einen Zeitraum von zehn Jahren (Juli 2012 bis Juli 2022) ist der 100-Tage-Durchschnitt der historischen Volatilität von Gold (15,55) der niedrigste im Vergleich zum S&P 500 (26,57) und zu Bitcoin (68,56). Der Unterschied in der Volatilität wird noch deutlicher, wenn wir die Entwicklung der Volatilität im Zeitverlauf für die gesamte Historie der einzelnen Anlageklassen in Abbildung 9 betrachten.

Mit diesem Ansatz können wir die historischen Ausreißer vergleichen: Gold 76,44 im Jahr 1980, SP500 84,33 im Jahr 1932 und Bitcoin 296,81 im Jahr 2013. Obwohl alle drei Anlageklassen den Höchststand der Volatilität einige Jahre nach ihrer Einführung erreichten, wird klar, dass Bitcoin in seiner Geschichte signifikante Ausreißer aufweist, die von Gold und der Marktbenchmark nie erreicht wurden.

Historische 30-Tage-Volatilität für Gold, SP500 und Bitcoin

Quelle: Bloomberg LP

In den letzten fünf Jahren (seit Juli 2017) lag die Korrelation von Gold mit dem S&P 500 bei durchschnittlich -0,03, mit US-Treasuries bei -0,37 und mit dem Dollar bei -0,47. Diese Daten unterstreichen, wie Gold in der jüngeren Geschichte weiterhin als Diversifikator für traditionelle Anlageklassen wie Aktien, festverzinsliche Wertpapiere und Devisen fungiert. Andererseits lag die 40-Tage-Korrelation von Bitcoin mit dem S&P 500 bei durchschnittlich 0,21, mit US-Staatsanleihen bei 0,05 und dem Dollar bei -0,10.

40-Tage-Korrelation von Gold und Bitcoin mit den Benchmarks des Aktien-, Renten- und Devisenmarktes

 

S&P500

US treasury

Dollar

Gold

-0.03

-0.37

-0.47

Bitcoin

0.21

0.05

-0.1

Quelle: Bloomberg LP

In Anbetracht dieser Analyse ist es unwahrscheinlich, dass wir kurz vor einer Substitution von Gold stehen. Eine potenzielle Annäherung der Volatilitäten von Bitcoin und Gold ist wahrscheinlich ein mehrjähriger Prozess. Obwohl die Preisvolatilität von Bitcoin seine Verwendung als Ersatz für Gold in Portfolios einschränkt, könnten die beiden Anlageklassen zusammen verwendet werden, um ihre unterschiedlichen Eigenschaften zu nutzen. So ist die älteste aller Kryptowährungen ein nachweislich knapper Vermögenswert, die ein globales Netzwerk antreiben kann. Die Knappheit von Gold hingegen kennt man nicht genau.

Sowohl Gold als auch Bitcoin sind für die meisten Anlegerinnen und Anleger zugänglich. Der Markt bietet eine große Anzahl von Produkten, mit denen Interessierte in ein Investment einsteigen können. Der größte Vorteil von Gold ist trotz seiner physischen Beschaffenheit seine Wertaufbewahrungsfunktion der Zentralbanken. Dasselbe kann über Bitcoin gesagt werden. Die Eigenschaften von Bitcoin überwiegen, wenn man sein transparentes, dezentrales, sicheres und schnelles Netzwerk bewertet. Bitcoin ist innerhalb weniger Minuten übertragbar und kann von jedem Menschen auf der Welt mit einer Internetverbindung genutzt werden. Dies macht die Kryptowährung zu einem starken Kandidaten für ein dezentrales Wertaufbewahrungsmittel mit digitalem Nutzen. Die Akzeptanz von Bitcoin spricht für sich selbst.

Historisch gesehen wurde der Markt von den ersten Gläubigen und Kleinanlegern angeführt, doch inzwischen stößt er auf großes Interesse und Zuflüsse von institutionellen Fonds, großen Unternehmen und Regierungen.

Dieses Dokument ist nicht als Anlageresearch im Sinne der Financial Conduct Authority gedacht und stellt kein solches dar.