18. März 2020
Branchen-profitieren-vom-Corona

Diese Branchen profitieren vom Coronavirus

Besitzer von Lufthansa- oder TUI-Aktien mussten in den vergangenen Tagen zusehen, wie die Kurse eine Art Sturzflug hingelegt haben. TUI ist zwischenzeitlich mit über 40 Prozent sogar auf den tiefsten Stand seit 1991 gefallen. Während derzeit weltweite Lieferketten ausfallen, sind Verkehr und Tourismus besonders betroffen.

Von allen Themen-ETFs auf extraETF.com sind die Reise-&-Freizeit-ETFs mit über Minus 40 Prozent Monatsrendite am stärksten gefallen. Dagegen schlagen sich Basiskonsumgüter (Stichwort: Toilettenpapier) und die E-Sport-Branche noch recht wacker, obwohl auch ihre Kurse in Mitleidenschaft gezogen wurden. Man würde meinen, dass das Thema Gesundheit gerade boomt, doch hier herrscht mit über Minus 20 Prozent Monatsrendite gerade noch Flaute, was sich aber schnell ändern könnte, sobald erste Medikamente gegen Corona zugelassen werden oder ein Impfstoff entwickelt wird.

Die Frage nach coronavirus-resistenten Finanzprodukten scheint ob der allgemeinen Lage mehr denn je gerechtfertigt. Und mal abgesehen von den offenkundigen „Krisengewinnern” wie den Herstellern von Pasta, Klopapier, Desinfektionsmittel und all den anderen Produkten, die nun nicht mehr oder kaum im Supermarkt- oder Drogerieregal stehen, gibt es natürlich noch eine Reihe weiterer „Gewinner”, die man vielleicht nicht gleich auf dem Schirm hat.

Einer verliert, einer gewinnt

Die gibt es übrigens in jeder Krise: Verlierer und Gewinner. Wie oft haben die Menschen wohl in den vergangenen Tagen – allein um Nachrichten zu sehen – ihren Fernseher angeschalten? Das TV (als Branche), jetzt da die Kinos geschlossen sind und Gassenhauer wie der neue James Bond bereits verschoben werden mussten, gewinnt gerade mehr und mehr Zuschauer. Netflix vermeldet steigende Besucherzahlen, was nicht weiter verwundert, jetzt da immer mehr Haushalte weltweit einer Ausgangssperre unterliegen. Die Aktie ist zwar gesunken, aber nicht wesentlich. Dass auch andere Streaming- und Video-on-Demand-Dienste sowie Lieferdienste, die Pasta, Pizza, Burger und sogar ganze Einkäufe an die Haustür liefern, gerade Konjunktur haben, ist auch irgendwie logisch.

Der „Bleib-zu-Hause-Index”

Das Investmenthaus MKM Partners hat nun sogar eine große Zahl an „Corona-Siegern” in einem neuen Index zusammengefasst. In ihren sogenannten Stay-at-Home-Index sind eine Menge Unternehmen, deren Produkte oder Dienstleistungen für das Zu-Hause-Bleiben scheinbar sehr nützlich sind. Zum Beispiel besagter Streaming-Anbieter Netflix, Dosensuppen-Fabrikant Campell, Reinigungsmittelhersteller Clorox, die Videospiel-Ikone Activision Blizzard, Hometrainer-Hersteller Peloton aber auch Home-Office-Dienstleister wie die Chat-App Slack und Videokonferenz-Anbieter Zoom. Doch nicht nur das Home-Office profitiert vom Virus, sondern auch die Angst vorm „Nachbarn“, zumindest was die USA betrifft: So ist der Waffenhersteller Sturm Ruger ebenfalls Teil des Stay-at-Home-Index. Ein ETF, der auf diesen Index setzt gibt es hierzulande nicht.

Mehr Risiko, mehr Gewinn

Es stellt sich ohnehin die Frage, ob Themen-ETFs oder der Kauf von Einzeltiteln überhaupt zu empfehlen sind? Corona hin oder her. Beispiele wie Lufthansa oder TUI zeigen gerade: man kann mit einzelnen Aktien ganz schön tief fliegen. Beispiele wie Clorox oder Campell zeigen: man kann von Einzeltiteln auch stark profitieren. Derzeit rechnen Analysten damit, dass sich das Interesse der Käufer von Basiskonsumgütern schon bald auf Genussmittel wie Alkohol oder Schokolade verschieben könnte.

Doch sollen Anleger deshalb in Kakao investieren oder in einen Food-&-Beverage-ETF, bei dem sich Unternehmen wie Anheuser-Busch, Pernod Ricard, Heineken, Carlsberg und die Schokoladenfabriken Lindt & Spruengli AG unter den TOP-10-Titeln befinden? Sagen wir mal so: Ein Klumpenrisiko und damit auch hohe Renditechancen bestehen beim Kauf einzelner Aktien immer. Es gilt die Formel: mehr Risiko, mehr Gewinn. Wer „zocken” möchte, kann kurzfristig auf so etwas setzen, aber für langfristig orientierte Anleger sind corona-resistente Branchen eher nicht zu empfehlen.

MSCI World statt Einzeltitel?

Denn wie jede andere Krise wird auch diese vorbeigehen. Wie schnell ist nicht absehbar, aber derzeit gehen Experten von einer kurzen Rezension bis Mitte des Jahres aus. Das ist auch einer der Gründe, wenn nicht der wesentlich Grund, warum der MSCI World Index bei Anlegern so beliebt ist: Man minimiert das Risiko eines Totalverlustes, weil man mit einem Welt-ETF immer die erfolgreichsten Unternehmen der Welt im Depot hat. 

Und auch wenn die Kurse mal fallen – seit Februar hat auch der MSCI World um über 20 Prozent verloren – so gingen sie bis jetzt immer wieder nach oben und erzielten neue Rekorde, zumindest wenn man auf die Entwicklungen der vergangenen 100 Jahre blickt.

Sparplan jetzt?

Sollte man also jetzt einen Sparplan beginnen? Der amerikanische Ökonom William Bernstein formulierte es mal so: „Wenn Sie ein Mittzwanziger zu Beginn Ihrer Sparphase sind, dann fallen Sie auf die Knie und beten Sie für den nächsten Crash.”

Die günstigen Kurse könnten für langfristig orientierte Sparer, die gerade anfangen möchten, einen guten Zeitpunkt darstellen. Man darf dabei nur nicht vergessen: den idealen Einstiegszeitpunkt erwischt kaum jemand und bei langfristig orientierten Sparzielen mit 20 Jahren oder mehr ist es für die Rendite dann auch gar nicht so entscheidend. Besser als die richtige Aktie in der Krise rauszupicken ist ein langer Sparhorizont allemal. Weniger riskant sowieso.