Missverständnisse bei der Altersvorsorge

Um die Altersvorsorge auf solide Beine zu stellen, muss man neue Wege gehen. Denn traditionelle Lösungen wie Renten- oder Lebensversicherungen lohnen kaum noch. Die größten Missverständnisse beim Thema Altersvorsorge.

„Das wird schon irgendwie klappen“ – in keiner Situation ist dieser Satz so fatal wie bei der Altersvorsorge. Denn sich auf die gesetzliche Rente zu verlassen, kann böse ausgehen. Selbst das Bundesarbeitsministerium rechnet damit, dass das Rentenniveau von derzeit 46 Prozent bis 2035 auf 43 Prozent absinkt.

Obwohl die Zahlen ziemlich abstrakt wirken, entwickeln sie doch eine große Sprengkraft – vor allem dann, wenn man sich die konkrete monatliche Rente ansieht. Diese liegt bei Männern derzeit knapp über 1.148  Euro. Frauen erhalten im Mittel sogar nur 711 Euro. Und ausgehend von diesem Niveau sollen die Renten laut Bundesarbeitsministerium sogar noch sinken.

Im folgenden Beitrag erläutern wie wichtige Missverständnisse beim Thema Altersvorsorge.

Missverständnisse bei der Altersvorsorge 

Spätestens nach einem Blick auf die spärlichen Renten vieler Deutschen sollten wir die Frage nach der Altersvorsorge nicht mehr einfach abtun. Wer im Alter auskommen will, muss unabhängig von der staatlichen Rentenkasse vorsorgen. Aber wie? Programme wie Riester * oder Rürup gelten als gescheitert. Zu hohe Kosten fressen dabei die schmalen Renditen auf. Hinzu kommen oft Schwächen aufseiten der Anbieter. Ein ähnliches Bild gibt die Rürup-Rente ab. Welche Alternativen bleiben Sparern also noch?

Lebensversicherungen kaum noch sinnvoll

Um eine Altersvorsorge auf solide Beine zu stellen, galt die Lebensversicherung über Jahrzehnte als bestes Vorsorgeprodukt. Und tatsächlich: Wer heute noch einen alten Versicherungsvertrag mit hoher Garantieverzinsung hat, sollte daran nichts ändern. Garantierte Zinsen jenseits der Marke von zwei Prozent sind in der jetzigen Niedrigzinsphase ein echter Vorteil und wiegen in der Regel die Kosten auf, die bei Lebensversicherungen bei Vertragsabschluss entstehen und heimlich, still und leise mit den monatlichen Beiträgen verrechnet werden.

Wegen genau dieser Vertragsgebühren sollten Sparer heute wegen der geringeren Garantiezinsen ganz genau nachrechnen, ob sich eine Lebensversicherung überhaupt noch lohnt.

Viele Anbieter machen mit Lebensversicherungen schon lange kein so gutes Geschäft mehr wie noch vor Jahren. Das hat einen guten Grund: Der Garantiezins ist während der vergangenen fünfzehn Jahre kontinuierlich gesunken. Noch Ende des vergangenen Jahrtausends bekamen Kunden von Lebensversicherungen vier Prozent jährlich garantiert. Heute liegt der Garantiezins nur noch bei 0,9 Prozent. Überschüsse fallen immer seltener an. Diese Konditionen bringen Sparer nicht wirklich weiter. Hinzu kommt die vergleichsweise geringe Transparenz von Lebensversicherungen. Was wirklich drinsteckt und welcher Betrag im Alter tatsächlich zur Verfügung steht, hängt von zu vielen Faktoren ab, als dass Sparer heute noch verlässlich mit einer Lebensversicherung ihre Altersvorsorge planen könnten.

Tagesgeld auch keine Alternative

In Zeiten niedriger Zinsen sind viele Anleger dazu übergegangen, ihr Erspartes auf dem Tagesgeldkonto liegen zu lassen. Diese Sparform bringt inzwischen aber auch keine Zinsen mehr, aber man ist immerhin noch flexibel, denken sich Anleger. Doch wie wirkt es sich tatsächlich aus, wenn man auf Rendite verzichtet?

Um sich im Alter für die Dauer von dreißig Jahren eine Rente von 500 Euro monatlich auszahlen zu können, sind bei Rentenbeginn zweierlei Dinge nötig: Eine laufende Verzinsung von 1,5 Prozent und ein Kapitalvermögen von rund 145.000 Euro. Ersteres erscheint realistisch, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Niedrigzinsphase nicht ewig anhalten wird. Doch wie lassen sich 145.000 Euro ansparen?

Wer auf eine Sparform mit niedriger Verzinsung wie beispielsweise ein Tagesgeldkonto oder eine Lebensversicherung setzt, der muss bei einem Zins * von 1,0 Prozent über eine Dauer von 30 Jahren jeden Monat rund 345 Euro sparen, um am Ende 145.000 Euro erhalten zu können. Wer nur noch 25 Jahre bis zum Rentenbeginn hat, müsste sogar rund 425 Euro monatlich zur Seite legen. Der niedrige Zinssatz sorgt in diesem Fall dafür, dass die Altersvorsorge eine ziemlich mühsame Angelegenheit wird.

Ein leichterer Weg, um Sparziele auch zu erreichen, sind höhere Renditen. Dass es nur minimal höhere Zinsen braucht, um eine Altersvorsorge solide aufzustellen, zeigt folgendes Beispiel: Bei einem Zins von 3,0 Prozent und einer Laufzeit von 30 Jahren sind monatlich nur noch 249 Euro nötig, um 145.000 Euro anzusparen – die monatliche Belastung während der Ansparphase fällt also deutlich geringer aus.

EndbetragSparzeitRendite p.a.mtl. Sparrate
145.000 Euro25 Jahre1,00 %425,53 Euro
145.000 Euro30 Jahre1,00 %345,50 Euro
145.000 Euro25 Jahre3,00 %326,14 Euro
145.000 Euro30 Jahre3,00 %249,94 Euro

Aktien als Rendite-Turbo beimischen

Doch wie können es Anleger schaffen, höhere Zinsen zu vereinnahmen? Der Fondsverband BVI untersucht immer wieder verschiedene Anlageklassen wie Aktien oder auch Anleihen. Auf lange Sicht schneiden Aktien deutlich am besten ab.

So waren laut Berechnungen des BVI mit Aktien zwischen 1985 und 2015 Renditen von bis zu 7,4 Prozent jährlich möglich. Doch wieso scheuen sich noch immer viele Privatanleger davor, ihre Altersvorsorge mit Aktien voranzubringen?

In der Regel sind schlechte Erfahrungen der Grund. Wer sein gesamtes Vermögen in Aktien investiert und nicht in solide Standardwerte wie BASF, Daimler, Siemens oder General Electric investiert, der kann mit Aktien auch Verluste machen. Vor allem dann, wenn man nur kurz anlegt, fallen Schwankungen besonders stark ins Gewicht.

Doch Altersvorsorge ist das konsequente Verfolgen eines langfristigen Plans. Aktien sollten dabei unbedingt eine Rolle spielen. Clever beigemischt, können Aktien langfristig die Rendite deutlich steigern und die Altersvorsorge zu einem Kinderspiel machen.

Fazit:

Die Altersvorsorge auf die lange Bank zu schieben, ist der größte Fehler, den Sparer machen können. Auch sollte man sich nicht auf einer Anlageform wie beispielsweise der selbstgenutzten Immobilie ausruhen. Sparer sollten ihre Altersvorsorge ausgehend vom Bedarf im Alter planen.

Tipp: Im nächsten Beitrag beleuchten wir das 3-Säulen-Modell der Altersvorsorge.

Autor Katja Brauchle

Katja Brauchle
Katja Brauchle ist eine erfahrene Online-Redakteurin mit einem Schwerpunkt auf Finanzthemen. Nach zwei Jahren Festanstellung bei extraETF ist sie nun nebenberuflich als freie Redakteurin tätig. Sie arbeitet derzeit als Content Strategy Managerin bei der Augsburger Allgemeinen.

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