26. August 2020

ETF kaufen: Ist die Zeit für Buy-and-Hold nun vorbei?

Viele Anleger entdecken aktuell die Börse für sich – und möchten gerne einen ETF kaufen. Doch wie sollte man anlegen? Lohnt sich Buy-and-Hold immer noch?

Einen ETF kaufen und langfristig behalten. Wie Buy-and-Hold funktioniert, steckt im Prinzip schon im Namen der Anlagestrategie. Die Grundidee lässt sich am besten mit einer Abgrenzung von Market-Timing und Stock-Picking Strategien erklären. 

Während Market-Timing-Strategen versuchen den Markt durch die Auswahl des „optimalen“ Einstiegszeitpunkts zu schlagen, fokussieren sich Anleger beim Stock-Picking auf die Suche nach Aktien, die eine Überperformance gegenüber dem Markt versprechen. Einen ETF kaufen sie daher nicht, sondern investieren lieber in einzelne Unternehmen im Index.

Diese Börsenlegenden lieben Buy-and-Hold

Auch wenn der Buy-and-Hold-Ansatz etwas langweilig klingt, ist dieser gerade für langfristig orientierte Anleger, die ihren Vermögensaufbau auf Auto-Pilot stellen wollen, eine sehr vielversprechende Anlagestrategie. Ihren Ursprung findet diese Anlagestrategie in den Arbeiten des Wirtschaftswissenschaftlers Benjamin Graham.

In seinem Buch „The Intelligent Investor“ – legt er dar, dass zu viel Handel und ein Einstieg zum falschen Zeitpunkt den Anlageerfolg nachhaltig beeinträchtigen. Das hat auch die Investorenlegende André Kostolany erkannt. Sein Spruch „Hin und Her macht Taschen leer“ wird heute noch in Fachkreisen verwendet, um die Nachteile vom aktiven Trading klarzustellen.

Auch der Großinvestor Warren Buffett (Berkshire Hathaway) agiert nach dieser Prämisse. Alle drei investieren in Einzelwerte, von denen sie ausgehen, dass sie am Markt unterbewertet sind. Aus dem Grund werden sie auch als Value-Investoren bezeichnet. Auf die Frage hin, wie lange man Aktien denn am besten halten sollte, antwortete Buffet einst: „Am besten für immer“. Die Börsenlegende rät Anlegern mittlerweile jedoch auch: besser einen ETF kaufen!

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Lieber einen ETF kaufen statt aktive Fonds

John Bogle erweiterte die Anwendung der Anlagestrategie erstmals auf Indexfonds. Anleger sollten nicht in Einzelwerte investieren, sondern im Idealfall dem Gesamtmarkt folgen und breit streuen. Langfristig gleichen sich die Renditen an den Aktienmärkten nämlich an die volkswirtschaftliche Entwicklung an. Aus diesem Grund fehle es an rationalen Gründen in Einzelwerte zu investieren und den „optimalen“ Einstiegszeitpunkt abzuwarten. Anleger sollten passiv investieren und einen ETF kaufen. Dieser Ansatz helfe dabei, die Kosten zu minimieren und langfristig die Marktrendite zu erzielen.

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Die Strategie fand schnell Anklang und ist Grund für das globale Wachstum an Exchange Traded Funds (ETFs). Bogle gründete zudem Vanguard – einen der größten Anbieter von Indexfonds der Welt. Auch zahlreiche Studien (zuletzt Standard & Poor‘s) belegen die Vorteile von passiven Anlagestrategien. Aktiven Fondsmanager gelingt es immer seltener, den Markt langfristig zu schlagen. Die hohen Kosten, die für das aktive Management in Rechnung gestellt werden, bringen demnach keinen Mehrwert.

Eine große Herausforderung

Ist das Portfolio erstmal zusammengestellt, wird es lediglich zum Nachkaufen genutzt. Viele Menschen unterliegen jedoch kognitiven Verzerrungen bei der Geldanlage. Befindet sich der Finanzmarkt im Abwärtstrend, scheuen sich viele davor weiter zu investieren oder die Investments zu halten. Auch im Aufwärtstrend werden Gewinne häufig realisiert, um sich in „vermeintlicher“ Sicherheit zu fühlen.

Oder sie vertrauen blind den Prognosen der Analysten und Bankberatern, die regelmäßig in den Medien erscheinen. Das führt meist zu einem zyklischen Anlageverhalten, bei dem Investoren viel Geld für Market-Timing und Ordergebühren liegen lassen.

Dieses impulsive Verhalten liegt in der menschlichen Natur. Das Bedürfnis an Sicherheit verzerrt unserer Wahrnehmung. Auch mangelt es uns an einem Gespür für grundlegende mathematische Zusammenhänge wie dem Zinseszins. 

Warum sich Buy-and-Hold definitiv auszahlt

Das DAX-Renditedreieck, das jährlich vom Deutschen Aktieninstitut (DAI) veröffentlicht wird, zeigt die jährliche Durchschnittsrendite, die Anleger vom jeweiligen Jahr des Einstiegs bis zum Verkauf erreicht hätten. In den vergangenen 50 Jahren erzielte der DAX eine durchschnittliche Rendite von 7,3 Prozent.

Spannend hierbei ist die Rendite in Abhängigkeit des Anlagezeitraums. Die häufigsten erlitten Anleger dann Verluste, wenn sie ihre Investments bereits nach einem Jahr verkauft haben.  Je länger der Zeitraum, desto weniger Verluste gab es. Von den 50 möglichen 1-Jahres-Perioden brachten 13 (26 Prozent) einen Verlust für Anleger. Bei einer Anlagedauer von mindestens 10 Jahren finden sich lediglich 2 (4,9 Prozent) Perioden im Minus. Spätestens nach 13 Jahren Anlagedauer waren alle Anleger in der Gewinnzone, selbst wenn sie zum schlechtesten Zeitpunkt eingestiegen waren

Diese Statistiken zeigen klar, dass eine langfristige Haltedauer von 10 Jahren und länger ideal ist. Je länger Anleger investiert bleiben, desto geringer ist das Risiko, dass sie Verluste erzielen. Diese Erkenntnis lässt sich übrigens wunderbar auf den US-amerikanischen Markt (S&P500-Index) und sogar den Weltmarkt (MSCI-World-Index) anwenden, wo die Statistiken ähnlich aussehen. Wer einen ETF kaufen möchte, sollte auch diese Indizes in Betracht ziehen.

Erwartete Rendite eines Buy and Hold-Portfolios

Gerd Kommer hat in seinem Buch "Souverän investieren mit Indexfonds, Indexzertifikaten und ETFs" verschiedene Rendite/Risiko-Szenarien beschrieben.
 Portfolio 1Portfolio 2Portfolio 3Portfolio 4Portfolio 5
% risikofreie Anlage10 %30 %50 %70 %90 %
% Weltportfolio90 %70 %50 %30 %10 %
maximaler Verlust22 %17 %9 %6 %2 %
erwartete Rendite p. a.8,7 % 7,5 %6,1 %4,6 %3,1 %
empf. Mindestanlagedauer10 Jahre8 Jahre6 Jahre3 Jahre2 Jahre
Quelle: Souverän investieren mit Indexfonds, Indexzertifikaten und ETFs

Fazit: Für diese Anleger eignet sich Buy-and-hold

Buy-and-Hold Strategien haben sich bislang sehr gut bewährt. Besonders die Umsetzung mit kostengünstigen Indexfonds, wie sie einst John Bogle einführte, erzielt nachhaltig gute Ergebnisse. ETFs kaufen lohnt sich langfristig. Durch den hohen Grad an Diversifikation können Anleger ansehnliche Renditen erzielen und Vermögen aufbauen.

Market-Timing und Stock-Picking führen in den seltensten Fällen zu einer Überperformance gegenüber dem Marktindex. In diesen Fällen steht hinter dem Erfolg zudem häufig sehr viel Insiderwissen, über das die meisten Anleger nicht oder bzw. zu spät verfügen.

Aus dem Grund sollten Anleger den vernünftigen Weg gehen, und ihre Geldanlage mittels sparplanfähigen ETFs auf Auto-Pilot stellen. Heute ist das bereits ab 25 Euro möglich, weshalb diese Anlagestrategie kaum Grenzen kennt. Gerade junge Leute können frühzeitig Vermögen aufbauen und vom Zinseszinseffekt profitieren. Wichtig ist auch bei einer Buy-and-Hold Strategie: Breit streuen über verschiedene Anlageklassen hinweg und regelmäßig die Gewichtung überprüfen.

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