Diese Kosten fallen beim Investieren in ETFs an

Analyse & Überblick der Gebühren


Im Unterschied von ETFs zu aktiven Fonds zeichnen sich ETFs durch äußerst geringe Kosten aus. Doch das volkstümliche Sprichwort „Was wenig kostet, ist wenig wert“, trifft definitiv nicht auf ETFs zu. Zwar fehlt ETFs ein aktives Fondsmanagement und sie bilden passiv einen zugrundeliegenden Index ab, um die Rendite eines Marktes zu erzielen. Doch es sind besonders die Vorteile der niedrigen Kosten kombiniert mit einem geringen Risiko durch die breite Streuung von ETFs, die langfristig maßgeblich zu den signifikanten Renditen beitragen können. Die Kosten von ETFs können allerdings je nach ETF variieren und stellen u.a. auch deswegen ein wichtiges Auswahlkriterium dar.

Deshalb möchten wir im Folgenden die wichtigsten Begriffe näher erklären und zeigen, wie sich die Kosten von ETFs zusammensetzen und worauf Anlegerinnen und Anleger achten sollten.

Das Wichtigste in Kürze:
ETF-Kosten im Überblick

  • Gesamtkostenquote (TER): Die TER stellt die jährlichen laufenden Kosten eines ETFs dar. Anders als der Name suggeriert enthält sie jedoch nicht alle Kosten.

  • Total Cost of Ownership (TCO): Die TCO stellt die Gesamtkosten für den Kauf und den Besitz von ETF‑Anteilen dar. Diese können neben der TER, z.B. auch Ordergebühren oder Kosten für die Neugewichtung der Wertpapiere enthalten.

  • Durchschnittliche Kosten: Die durchschnittlichen Kosten von ETFs liegen mit Blick auf alle Anlageklassen bei 0,37 Prozent pro Jahr (ohne gehebelte ETPs, Stand: 31.08.2022).

  • Vergleich: Die laufenden Kosten von ETFs sind für gewöhnlich deutlich günstiger als aktive Fonds. Beispielsweise werden für Aktien-ETFs zwischen 0,04 und 0,95 Prozent pro Jahr fällig, während die jährlichen Kosten aktiv gemanagter Aktien-Fonds oft eher zwischen 1,5 und 1,8 Prozent liegen.

Was kosten ETFs?

Gebühren: Was kosten ETFs?

Die Kosten von ETFs ergeben sich im Wesentlichen aus der Gesamtkostenquote (TER), die bei Aktien-ETFs meist nur bei 0,04 bis 0,95 Prozent pro Jahr liegt und u.a. die Verwaltungsgebühren des ETFs enthält. Außerdem zeichnen sich viele ETFs für gewöhnlich durch niedrige Handelskosten und einen geringen Spread, als Differenz aus Kaufs- und Verkaufspreis, aus. Weitere Kosten wie Depotführungsgebühren, Transaktionskosten und Steuern bei ETFs können ebenfalls fällig werden.

Beim Kauf von ETFs fällt, anders als bei vielen aktiven Fonds, weder ein einmaliger Ausgabeaufschlag an, noch wird beim Verkauf eine Rücknahmegebühr erhoben. Bei Online-Brokern, die meist nicht einmal eine Gebühr für die Depotführung verlangen, können ETFs zudem oft sehr günstig erworben oder gehandelt werden.

ETFs sind zudem deutlich kosteneffizienter als aktive Fonds, da u.a. die permanenten Umschichtungen unterbleiben, wodurch die Transaktionskosten auf ein Minimum reduziert werden.

Welche Kosten kommen bei ETFs auf mich zu?

Im Detail: Welche Kosten kommen bei ETFs auf mich zu?

Es gibt eine ganze Reihe von Kosten, die im Zusammenhang mit ETFs anfallen. Die Total Expense Ratio (TER) gibt Anlegerinnen und Anlegern einen guten Überblick über die laufenden Kosten eines ETFs. 

Diese beinhaltet Verwaltungsgebühren, Depotgebühren, Lizenzgebühren und Vertriebskosten des ETFs. 

Darüber hinaus entstehen aber auch Kosten, die nicht in der TER aufgeführt sind. Das können beispielsweise Transaktionskosten oder zu zahlende Steuern auf Kapitalerträge sein. Aber auch Swap-Gebühren für das Tauschgeschäft (Swap) können bei Swap-ETFs bzw. synthetisch replizierenden ETFs anfallen.

Einen Überblick über die Kosten soll die folgende Tabelle geben:

KostenBeschreibung
Bestandteil der Gesamtkostenquote (TER)
VerwaltungsgebührenManagement- und Betriebskosten
DepotgebührenKosten für das ETF-Depot
LizenzgebührenLizenzen für die Nachbildung des Index
VertriebskostenGebühren für die Vermarktung und den Vertrieb des Produktes (z.B. Broschüren, Börsenlisting)
Nicht Bestandteil der Gesamtkostenquote (TER)
TransaktionskostenKosten, die bei der Umschichtung des ETF-Portfolios anfallen können (bspw. Spreads)
Swap-GebührenKosten, die bei synthethisch replizierenden ETFs für das Tauschgeschäft (Swap) zu zahlen sind
Wertpapierleihe-ErträgeErträge, die bei der Verleihung von Wertpapieren erzielt werden
Steuern auf KapitalerträgeAbgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent + Solidaritätszuschlag von 5,5 Prozent, der auf die Abgeltungssteuer erhoben wird + evtl. Kirchensteuer 
Quelle: extraETF Research, Stand: 11/2022
Was ist die Total Expense Ratio (TER)?

Gesamtkostenquote: Was ist die Total Expense Ratio (TER)?

Die Total Expense Ratio (TER) gibt als Gesamtkostenquote über die jährlichen Kosten eines ETFs Auskunft. In der TER sind folgende Kosten enthalten:

  • Verwaltungsgebühren
  • Depotgebühren
  • Lizenzgebühren
  • Vertriebsgebühren

Die Gesamtkostenquote (TER) findet sich z.B. im Factsheet des jeweiligen ETFs, in dem noch viele weitere wichtige Informationen zum jeweiligen ETF enthalten sind. Die Angabe zur TER kann im Factsheet beispielsweise so aussehen:

Die Gesamtkostenquote finden Anlegerinnen und Anleger im Factsheet des ETFs.
Die TER im ETF-Factsheet (Beispiel)

Das jeweilige Factsheet zu einem ETF ist z.B. auch auf der entsprechenden Profilseite des ETFs auf extraETF.com zu finden. Zu diesen Seiten gelangen Anlegerinnen und Anleger über die ETF-Suche, wo sich auch ETF-Produktkosten, wie die Gesamtkostenquoten verschiedener ETFs, miteinander vergleichen lassen.

Achtung: ETFs mit geringerer TER gehen nicht zwangsläufig mit einer höheren Rendite einher.

Welche Kosten sind nicht in der TER enthalten?

Welche Kosten sind nicht in der TER enthalten?

Die Total Expense Ratio (TER) enthält nicht alle Kostenkomponenten eines ETFs. Auch wenn diese Kosten nicht in der TER abgebildet werden, haben sie aber trotzdem einen Einfluss auf die Rendite des jeweiligen ETFs.

Diese Kosten sind nicht in der TER enthalten:

  • Transaktionskosten / Kosten für die Neugewichtung
  • Swap-Gebühren
  • Wertpapierleihe-Erträge
  • Steuerliche Optimierungen
  • Spread (Geld-Brief-Spanne)
  • Ordergebühren
  • Steuern

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Total Cost of Ownership (TCO): Alle ETF-Kosten in einer Kennzahl?

Total Cost of Ownership (TCO): Alle ETF-Kosten in einer Kennzahl?

Die Total Cost of Ownership (TCO) stellt die Gesamtkosten für den Kauf und den Besitz von ETF-Anteilen dar. Sie berücksichtigt neben den internen Kosten eines ETFs, zu denen die Total Expense Ratio (TER) gehört, auch externe Kosten, die z.B. beim Handel von ETFs entstehen. Die Total Cost of Ownership ist somit die Summe aus diesen internen und externen Kosten eines ETFs:

Die gesamten ETF-Kosten werden in der Total Cost of Ownership (TCO) abgebildet.
Die Gesamtkosten von ETFs

Die Berechnung der Total Cost of Ownership ist allerdings gesetzlich nicht geregelt. Aus diesem Grund wird sie auch nicht in den ETF-Factsheets der ETFs angegeben. Vor dem Kauf eines ETFs, sollten sich Anlegende aber dennoch über die Gesamtkosten eines ETFs informieren. Eine gute Orientierung gibt dabei zusätzlich die Kennzahl Tracking Differenz, die wir im Folgenden kurz erläutern.

ETFs sind besonders günstig, verursachen aber dennoch Kosten

Martin Vogt, extraETFMartin Vogt, Education & Content Manager
Die Kosten deiner Geldanlage haben erheblichen Einfluss auf deine Rendite. Daher solltest du dir vor jeder Investition die entsprechenden Informationen dazu einholen und einzelne Investmentprodukte miteinander vergleichen.
Martin Vogt, Education & Content Manager

Die Tracking Differenz bei ETFs

Wer sich für einen ETF entscheidet, erwartet sich zu Recht zwei Aspekte: Günstig soll er sein und er soll den Index möglichst genau abbilden. 

Die Gesamtkostenquote, oft auch als TER abgekürzt, lässt sich bei jedem ETF im Handumdrehen herausfinden. Allerdings ist das nur die halbe Miete. Denn nur in Ausnahmefällen bildet ein ETF den Index komplett eins zu eins ab. Beim Versuch der Abbildung liegt der ETF meist etwas unter oder über dem Index. Diese Abweichung wird als Tracking-Differenz bezeichnet. Maßgebliche Gründe für diese Indexabweichungen sind Erträge aus Wertpapierleihe und Steuervergünstigungen.

Entgegen der herkömmlichen Definition berechnet extraETF.com die Tracking Difference auf Basis der folgenden Formel:

Tracking Differenz = Wertentwicklung Index – Wertentwicklung ETF

Dies hat den Vorteil, dass die Tracking Differenz damit besser in Relation zur Gesamtkostenquote gesetzt werden kann.

Ein ETF mit einer TER von 0,30 Prozent und einer Tracking Differenz von 0,10 Prozent hat einen Anleger oder eine Anlegerin in Wirklichkeit also nur 0,10 Prozent, und damit weniger als die angegebene TER gekostet. Die 0,20 Prozent Differenz wurde vom ETF‑Anbieter über die zuvor erwähnten Optimierungsverfahren verdient und kam der Wertentwicklung des ETFs zugute.

Bei der ETF-Auswahl sollte die Tracking Differenz für einen längeren Zeitraum betrachtet werden. Denn diese Kennzahl kann stark schwanken.

Video-Tipp: Tracking Difference einfach erklärt

Wie lassen sich die ETF-Kosten berechnen?

Beispiel: Wie lassen sich die ETF-Kosten berechnen?

Die Kosten bei der Geldanlage mit einem ETF lassen sich nur schwer berechnen. Die Berechnungsparameter einzelner Anlegerinnen und Anleger sind einfach zu unterschiedlich. Zwar ist die Total Expense Ratio (TER) für jeden gleich, aber Ordergebühren, Depotführungsgebühren oder Kosten des Handelsplatzes können sich zum Teil deutlich unterscheiden.

Das folgende Beispiel soll die unterschiedlichen Kosten darstellen. Es wird für 10.000 Euro in einen ETF investiert. Die Gebühren für den Kauf betragen 29,90 Euro. Die ETF-Anlage steigt jährlich um 5 Prozent im Wert. Am Ende der 5 Jahre wird der ETF-Bestand in Höhe von 12.155 Euro verkauft. Dabei fallen weitere 35,29 Euro Verkaufsgebühren an. Die Gesamtkosten in diesem Beispiel lagen inklusive der Total Expense Ratio, die dem ETF entnommen wurde, bei 230,96 Euro.

 BetragTERKosten
Kaufgebühren0,25 % + 4,90 €29,90 €
Jahr 110.000 €0,30 %30,00 €
Jahr 210.500 €0,30 %31,50 €
Jahr 311.025 €0,30 %33,08 €
Jahr 411.576 €0,30 %34,73 €
Jahr 512.155 €0,30 %36,47 €
Verkaufsgebühren0,25 % + 4,90 €35,29 €
Gesamtkosten  230,96 €
Quelle: extraETF Research, Stand: 11/2022.

Unterschiedliche Kosten je nach Replikationsmethode der ETFs

Die Gesamtkosten eines ETFs können je nach Replikationsmethode sehr unterschiedlich sein. So fallen beispielsweise bei der vollständigen Replikation noch zusätzliche Umschichtungsgebühren, wenn der Index neu gewichtet wird, an. Synthetisch replizierende ETFs haben wiederum zusätzliche Gebühren an den Swap-Partner zu bezahlen.

In der folgenden Tabelle sind die durchschnittlichen Kosten in Prozent nach Replikationsmethode und Anlageklasse dargestellt:

ReplikationAlle ETFsAktienAnleihenRohstoffeImmobilien
Physisch0,32 %0,31 %0,21 % 0,35 %0,38 %
Vollständig0,37 %0,31 %0,19 %0,35 %0,38 %
Optimiert0,25 %0,30 %0,22 %-0,42 %
Synthetisch0,41 %0,33 %0,27 %0,58 %0,37 %
Funded0,43 %0,27 %-0,46 %-
Unfunded0,32 %0,33 %0,27 %0,32 % 0,37 %
Quelle: extraETF Research, ohne gehebelte ETPs. Stand: 31.08.2022.

Schon gewusst?
(Versteckte) Kosten bei Rohstoff-ETFs

Viele ETCs und ETNs verlangen zusätzlich zu den laufenden Kosten eine Reihe weiterer Gebühren. Dazu gehören bei Edelmetall-Fonds mit physischer Hinterlegung Depot- und Lagergebühren, Kosten für die Hinterlegung der Sicherheiten sowie Index-Lizenzgebühren. Die Kosten für die Hinterlegung von Sicherheiten spiegeln die Kosten wider, die entstehen, um das Kontrahentenrisiko für synthetische ETCs und ETNs zu reduzieren. Untersuchungen der Deutschen Bank haben gezeigt, dass diese Kosten durchschnittlich bei 0,40 Prozent für ETCs und bei 0,23 Prozent für ETNs liegen.

Weiterhin schätzt die Deutsche Bank, dass sich die Indexgebühren für ETC-Anbieter auf durchschnittlich 0,38 Prozent pro Jahr belaufen. Diese Gebühren sind selten Bestandteil der Gesamtkostenquote und werden teilweise nicht einmal in den Fonds-Dokumenten erwähnt. Investorinnen und Investoren sollten sich bei ETFs daher über mögliche versteckte Kosten bewusst sein.

Die Gebühren von ETFs unterscheiden sich anhand dieser Kriterien

Die Kosten von ETFs unterscheiden sich nicht nur nach der Art der Indexabbildung. Auch die Anlageklasse und der abzubildende Markt haben einen Einfluss auf die Höhe der Kosten. Denn je exotischer der Markt ist, desto schwieriger ist der Marktzugang und damit steigen u.a. die Kosten für das Handeln der Wertpapiere und für die Verwaltung des ETFs.

Wie sich die Kosten von ETFs je nach Asset und Anlageklasse unterscheiden können, schauen wir uns im Folgenden genauer an:

Fazit:
Worauf Anlegerinnen und Anleger bei den ETF-Kosten achten sollten

Die Kosten von ETFs haben, wie bei jeder Geldanlage, erheblichen Einfluss auf die Rendite. Doch auch wenn ETFs im Unterschied zu aktiven Fonds deutlich günstiger sind, sollten die Kosten vor jeder Investition genau betrachtet werden.

Dabei sollten Anlegerinnen und Anleger verschiedene ETFs, z.B. die denselben Index, wie etwa den MSCI World, abbilden, miteinander vergleichen. Es sollte aber nicht allein auf die Gesamtkostenquote (TER) geschaut werden. Da diese nicht alle Kosten von ETFs beinhaltet, empfiehlt es sich, mehr auf die Total Cost of Ownership (TCO) und die Gebühren der jeweiligen Handels- bzw. Börsenplätze zu achten.

Auf den ETF-Profilseiten von extraETF finden Anlegerinnen und Anleger zudem viele hilfreiche Informationen, die, wie etwa die Tracking Difference, Einfluss auf die Kosten haben können. Ist dann der ETF gekauft, kann das eigene Portfolio mit dem Finanzmanager verwaltet, analysiert und überwacht werden.

Diese Fragen stellen sich Anlegerinnen und Anleger zum Thema ETF-Kosten