Die Entstehung von ETFs

In Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern wurden die ersten ETFs 1990, also vor 20 Jahren emittiert. Die Anfänge der Entstehung von ETFs reichen jedoch etwas weiter zurück. 

Lesen Sie im folgenden die Entstehungsgeschichte von ETFs und erfahren Sie, warum das Anlagevehikel für eine breite Masse erst erschwinglich und dadurch so erfolgreich werden konnte.

Die Idee reicht weit zurück

Die großen Ideengeber für die Entwicklung von ETFs waren Louis Bachalier, Harry Markowitz und William Sharpe. Bereits im Jahr 1900 formulierte der französische Mathematiker Bachalier an der Pariser Universität Sorbonne die theoretischen Grundlagen. In einer Studie untersuchte er die Bewegungen von Aktien. Im Zuge dieser Untersuchungen zeigte sich, dass die Chancen, den Markt zu schlagen, bei 50 Prozent liegen. „Das Auf und Ab an der Börse ist so willkürlich wie der Schlingerkurs eines Besoffenen”, so Bachalier. 

Die Erkenntnisse des Mathematikers, die von Zeitgenossen nur belächelt wurden, bewogen jedoch den heutigen Nobelpreisträger Harry Markowitz in den fünfziger Jahren, seine Portfoliotheorie zu entwickeln. Sein Credo: Nicht die Maximierung der Rendite sollte beim Anleger im Vordergrund stehen, sondern die Reduktion des Verlustrisikos – durch eine breite Anlagestreuung. Sharpe belegte den Vorteil der Streuung im Portfolio. Die Idee passiver, breit gestreuter Investments war geboren.

Die Anfänge von ETFs

Als die US-amerikanische Bank Wells Fargo zu Beginn der 70er Jahre einen ersten Indexfonds auflegte, brachte sie damit kein Produkt für Kleinanleger oder Sparer auf den Markt, sondern ausschließlich für institutionelle Investoren. Die Möglichkeiten das Produkt zu handeln, waren auch keineswegs so flexibel, wie man das vom heutigen ETF-Handel kennt, aber die zugrundeliegende Idee des ersten Indexfonds finden wir auch heute noch bei ETFs vor. 

Mit ihrem ersten Indexfonds wollte Wells Fargo alle handelbaren amerikanischen Aktien in einem Produkt versammeln – ähnlich wie es der iShares Core S&P 500 UCITS ETF (WKN: A0YEDG) heute tut, indem er die Aktien von den 500 erfolgreichsten Unternehmen der USA für Anleger in einem Produkt bündelt.

Schon fast ein ETF

Kurze Zeit später, 1976, entwickelten John Bogle und Burton Malkiel den ersten Indexfonds für Privatanleger, den Vanguard 500. Er wurde zum Bestseller. Der Fonds war allerdings nicht börsennotiert und deshalb streng genommen noch kein ETF. Denn der flexible sowie liquide Handel über eine Börse ist eines der wesentlichen Charakteristika von ETFs, so wie das heute mit dem Vanguard S&P 500 UCITS ETF (WKN: A1JX53) eine Selbstverständlichkeit darstellt.

In der Fachpresse wurde der Vanguard 500 damals als „Torheit” bezeichnet. „In Indexfonds anzulegen, heißt von vornherein auf Mittelmäßigkeit zu setzen”, so das damalige Urteil. Eine Fehleinschätzung, denn im Jahr 2000 wurde der Vanguard S&P 500 Indexfonds zum größten Publikumsfonds der Welt gekürt. Aktuell beträgt das Fondsvolumen des Vanguard 500 Index Fund Admiral Shares (VFIAX) rund 500 Milliarden US-Dollar.

Der erste echte ETF

Eigentlich feiern ETFs bereits ihr 30ig-jähriges Jubiläum – doch nur was den amerikanischen Wirtschaftsraum betrifft. Am 9. März 1990 wurde der erste ETF an der Börse von Toronto (Kanada) notiert. Der Toronto 35 Index Participation Fund, bekannt als TIPs, erblickte das Licht der Welt und wurde an der Börse von Toronto gelistet.

Dieser ETF existiert noch heute als iShares S&P/TSX 60 Index ETF (XUI) mit einem Vermögen von etwa 8,8 Milliarden US-Dollar und befindet sich im Besitz von Blackrock. Der erste erfolgreiche ETF-Start in den USA, erfolgte drei Jahre später: 1993 wurde der SPDR S&P 500 ETF Trust (SPY) von State Street Global Advisors aufgelegt. Es ist bis heute der weltweit größte ETF mit einem Vermögen von über 200 Milliarden US-Dollar (Stand: März 2020).

Der erste ETF in Deutschland

Sieben Jahre später, am 11. April 2000 startete der ETF-Handel in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern – z. B. Schweiz, Schweden und Großbritannien.

Die ersten zwei ETFs waren Aktien-ETFs. Sie bildeten den den Stoxx Europe 50 und den Euro Stoxx 50 ab und waren vorerst nur an der Börse Xetra handelbar. Damit avancierte die elektronische Börse Xetra zum ersten Handelsplatz für ETFs in Europa.

Der Emittent beider Produkte hieß damals Merrill Lynch International, heute gehören beide Investmentvehikel zu iShares by Blackrock und haben ein beachtliches Fondsvolumen hinter sich versammelt.

  • iShares EURO STOXX 50 UCITS ETF (WKN: 593395)
  • iShares STOXX Europe 50 UCITS ETF (WKN: 935926)

2001 folgte der erste in Deutschland handelbare Dax-ETF, emittiert von Indexchange, einer ehemaligen Tochter der Hypovereinsbank. Doch auch dieser ETF ging in die iShares-Familie ein und heißt heute:

  • iShares Core DAX UCITS ETF (WKN: 593393)

2004 kamen unter anderem ETFs für Schwellenländer in den Handel, aber auch ETFs, die in andere, einzelne Regionen oder Länder investieren – z.B. Osteuropa, Südafrika oder Irland. 

Der erste Welt-ETF?

Eine Art erster Welt-ETF (auch wenn er nur 50 Unternehmen integrierte) war der iShares Dow Jones Global Titans 50 UCITS ETF (WKN: 628938), der 2001 aufgelegt wurde. Der berühmte iShares MSCI World UCITS ETF (WKN: A0HGV0) folgte erst 4 Jahre später und wurde im Jahr 2005 einer breiten Masse zugänglich gemacht. Heute existieren zahlreiche sogenannte Welt-ETFs und es ist auf den ersten Blick nicht unbedingt leicht zu sagen, worin die Unterschiede liegen. Dieser Frage sind wir deshalb in einem eigenen Beitrag nachgegangen.

Entstehung von ETFs – eine Chronologie

Die letzten 20 Jahre des ETF-Marktes waren getrieben von einem atemberaubenden Wachstum und einer immensen Innovationswelle. Die wichtigsten Meilensteine bei der Entstehung von ETFs haben wir hier chronologisch geordnet.

JahrMeilenstein
2000Seit dem 11. April 2000 sind erstmals zwei Aktien-ETFs auf den Euro Stoxx 50 und den Stoxx Europe 50 an der Börse Xetra handelbar.
2001Der erste Dax-ETF und der erste Welt-ETF erblicken das Licht der Welt. Der iShares Core DAX UCITS ETF (WKN: 593393) und der iShares Dow Jones Global Titans 50 UCITS ETF (WKN: 628938) gehören heute zu Blackrock.
2003Zum ersten Mal werden Anleihe-ETFs herausgegeben. Damit können Kleinanleger erstmals breit gestreut in europäische Unternehmensanleihen oder in deutsche Bundesanleihen investieren.
2005Mit den ersten Dividenden-ETFs sowie Rohstoff-ETCs erweitert sich das Anlagespektrum für Anleger.
2006Die Deutsche Bank steigt ins ETF-Geschäft ein: db x-trackers bringt einen ETF auf den MSCI World Index auf den Markt.
2007Die ersten Short-ETF kommen auf den Markt. Damit können Anleger erstmals gegen den langfristigen Trend der Märkte spekulieren.
2008Konkurrenz nimmt zu: DEKA, ComStage und ETF Securities starten mit ersten ETFs auf den Markt.
2011Smart-Beta-ETFs erobern die Herzen der Anleger. Damit können via ETFs verschiedenste Anlagestrategien verfolgt werden.
2012Mit 1.000 handelbaren ETFs an der Börse Xetra wird die „Tausender-Marke” erstmals gesprengt.
2014Der erste ETF auf chinesische A-Aktien ist nun handelbar. Mittlerweile gibt es eine ganze von Produkten.
2015Wettbewerb nimmt weiter zu: WisdomTree stößt mit ersten ETFs auf den Markt vor.
20192019 setzen sich ETFs, die verschiedene Nachhaltigkeitskriterien wie ESG oder SRI berücksichtigen immer mehr durch.
2020Die Anzahl der handelbaren ETFs steigt im Jahr 2020 auf rund 1.600 ETFs.

2020 – ETF-Markt

Der ETF-Markt für Privatanleger wächst und wächst. Das investierte Volumen lag im Februar 2020 bei 36,0 Milliarden Euro. Im Jahr 2018 bei 21,8 Milliarden Euro 2016 bei 14 Milliarden Euro und 2014 lediglich bei 7,8 Milliarden Euro.

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2020 – ETF-Sparpläne

Auch die Zahl ausgeführter ETF-Sparpläne zeigt deutlich, dass ETFs bei Kleinanlegern immer beliebter werden.

Woher kommen diese Zahlen? Das Anlegerportal extraETF.com veröffentlicht monatlich in Zusammenarbeit mit verschiedenen Banken eine ETF-Statistik über das ETF-Nutzungsverhalten von Privatanlegern und untersucht damit, in welchem Umfang Privatanleger ETFs für den Vermögensaufbau nutzen.

Was macht ETFs so erfolgreich?

Die Wachstumsraten von ETFs sprechen eine deutliche Sprache. Das Anlagevehikel, das Anlegern die Möglichkeit bietet, mit nur einem Produkt in verschiedene Regionen, Branchen oder Anlageklassen gleichzeitig zu investieren, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Grund dafür sind nicht nur die günstigen Kosten, die wesentlich niedriger sind als bei aktiv gemanagten Fonds.

Darüber hinaus gibt es andere Gründe, die ETFs bei Kleinanlegern attraktiv machen. Die wichtigsten Argumente, die einen Teil der Erfolgsgeschichte von ETFs ausmachen, haben wir hier gesammelt.

Einfach und weniger riskantETFs sind automatisch breit gestreut, da Anleger unmittelbar in Hunderte oder Tausende von Aktien und damit in ganze Märkte investieren. 
TransparentAnleger wissen bei ETFs jederzeit, worin sie investieren. Die exakte Zusammensetzung eines ETFs wird täglich an der Börse bekannt gegeben.
Liquide und flexibelAlle ETFs sind an der Börse handelbar und können leicht miteinander verglichen werden.
SicherETFs sind Sondervermögen. Sollte ein ETF-Anbieter Insolvenz anmelden, so ist das Kapital per Gesetz vor dem Zugriff eventueller Gläubiger geschützt. 
VielseitigMittlerweile können viele Bereiche mit ETFs abgedeckt werden, seien es Aktien auf einzelne Länder oder Regionen, Staats- oder Unternehmensanleihen, Rohstoffe, Immobilien oder Strategien. 
Tipp: Mit der ETF-Suche auf extraETF.com können Anleger alle in Deutschland handelbaren ETFs und ETCs selektieren und nach verschiedenen Kriterien filtern.

Autor Markus Jordan

Markus Jordan
Markus Jordan ist Gründer und Herausgeber des Extra-Magazins sowie Betreiber des Anlegerportals extraETF.com. Mit über 30 Jahren Erfahrung ist er ein ausgewiesener Experte im Bereich Finanzen und Geldanlage mit Schwerpunkten auf ETFs, Robo-Advisors und digitale Bankdienstleistungen.